Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

109 Arbeit zwei Drittel Steinkohlen und ein Drittel Holzkohlen oder nur Steinkoh- len verwendeten, eine Vermehrung ihrer Feuerstätten. Allein die „Feuerar- beiter“ wollten sich mit dem neuen Heizstoff nicht befreunden. Sie beklagten sich über den üblen Geruch, wodurch schon mancher Arbeiter erkrankt sei und waren der Ansicht, dass die Kohle den Zeug „zu marb“ (mürbe) mache. Im Vergleich vom 11. November 1768 wurde der Stadt auch das „Ei- senbenefiz“ gewährt. Für jeden Zentner Mittelzeug und Eisen, den die Eisen- händler und Feuerarbeiter bezogen, erlegte die Gewerkschaft 8 Kreuzer. Das Rathaus Im Jahre 1 757 unterbreitete der Stadtbaumeister Gotthard Hayberger dem Rat den Plan zum Umbau des alten Rathauses, das im 15. Jahrhundert angekauft und 1538 erneuert wurde. Dieses Ratsgebäude, vor dem im 17. und 18. Jahrhundert Studenten oder Soldaten denMaibaum setzten, war um 1750 schon baufällig geworden und entsprach keineswegs mehr den Anfor- derungen. Infolge der ungünstigen Wirtschaftslage der Stadt konnte der Neubau erst im Jahre 1765 in Angriff genommen werden. Im Laufe von dreizehn Jah- ren entstand das schönste barocke Ratsgebäude Österreichs. Der platzseitige viergeschossige Flügel mit der von Statuen bekrönten Attika und dem zierli- chen Fassadenturm wurde im Jahre 1772 fertiggestellt. Der Bau des rückwär- tigen Traktes mit den einfachen Bogengängen zog sich noch durch mehrere Jahre hin. Am 16. Oktober 1778 konnten sich Bürgermeister, Richter und Rat zur ersten Sitzung im vollendeten Gebäude einfinden. Während die Schauseite spätbarocke Merkmale aufweist, finden sich im Innern Stuck- und Steinarbeiten aus der Rokokozeit Eine Sehenswürdig- keit ist der vornehme Sitzungssaal mit dem prachtvollen Türgewände. Hayberger (geb. 28. April 1695 in Peuerbach, gest. 7. März 1764 in Steyr), der die grundlegenden Pläne für das großartige Bauwerk erstellte, schuf noch weitere hervorragende Barockbauten. Im Jahre 1734 leitete er den Um- bau des Stiftes Admont, wo er den herrlichen Bibliotheksaal schuf. 1744 er- baute er den prächtigen Büchersaal im Stifte St. Florian und vollendete von 1741 bis 1747 das Kloster Seitenstetten. Von den Bürgerhäusern der Stadt, de- nen Hayberger eine Barockfassade gab oder die er völlig neu aufbaute, seien

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