43. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1913

- 22 - bedürftigen, braven Schülern den Besuch der Realschule ermög- licht. Auffällig ist es, wie wenige Gönner damals diese für arme Schüler so wohltätige Einrichtung in Steyr besaß, so daß die Beteilung mit Schulbüchern wohl nur in recht bescheidenem Ausmaße möglich gewesen sein wird. Die Zeit der Leitung des Direktors Berger ist gekennzeichnet durch sein emsiges Bestreben, die Anstalt zur Oberrealschule aus- zubauen, obwohl er anfangs, wie ich früher zu zeigen versuchte, dazu ausersehen war, die Realschule in ein Realgymnasium um- zuwandeln. In diese Zeit fallen nun die einschneidendsten Ver- änderungen guter und schlimmer Art für die Schule, da wohl im Jahre 1872 die Oberrealschule eröffnet, im Jahre 1887 jedoch wieder aufgelassen wurde und erst knapp vor seinem Tode konnte er seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt sehen, da die Errichtung der Oberklassen wieder bewilligt wurde. Ich will nun versuchen, die während der Leitung des Direktors Josef Berger für die Anstalt bedeutendsten Vorkommnisse kurz zu schildern. Zur Zeit des Dienstantrittes des genannten Direktors war der Unterricht in den fremden Sprachen noch wenig aus- gebildet und wurde zum Beispiel das Französische als Frei gegen· s tand behandelt, welcher vom Direktor selbst durch viele Jahre mit der größten Vorliebe unterrichtet wurde. Auch die freien Gegenstände erlebten im Jahre 1871 eine mächtige Förderung, indem das Turnen zum ob Ii g a t e n Ge g·e nstand e gemacht und die Ausarbeitung eines eigenen Lehrplanes hiefür in Angriff genommen, während die Steno- graphie als Freigegenstand von dort an in zwei Abteilungen zu je zwei Wochenstunden unterrichtet werden sollte. Mit größter Freude unterzog sich anläßlich der Eröffnung der Oberrealschule im Schuljahre 1872;73 der Direktor und der Lehrkörper den damit verbundenen Arbei ten. In der Konferenz vom 9. Oktober dieses Jahres hi elt der Direktor an den Lehr- körper eine feierliche Ansprache , worin er der Freude über den endlich erreichten Ausbau der Schule zu einer vollständigen Oberrealschule lebhaft Ausdruck gab. Di e Schülerzahl war von 39 auf 150 gesti egen, weshalb die erste Klasse ei ne Parallel - abIe i Iung erhi el t, wodurch abe r ei n großer Platzmangel an der

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