Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

396 Filialkommission berufen; vor dieser äußerte der Linzer Orgelmacher, dass er auf Jahre hinaus mit Arbeit versehen und zu alt sei ein so großes Werk zu unternehmen. Die Regie- rung bevorzugt den Anschlag zu 4000 fl.; es war der Preis, der der Engelszeller Orgel ent- sprach; aber Chrisman erbot sich, um sich Ehre zu machen, für diesen Preis die Orgel noch stärker als jene in Engelszell zu erbauen. Dann aber ereignete sich der Todesfall des Abtes von Engelszell und die Inkorporie- rung des Stiftes an Wilhering. Da in Engelszell ohnehin eine kleine, aber für den Ort hinlängliche Orgel vorhanden war, schien es der Regierung am besten die herrliche Stiftsorgel in die Domkirche nach Linz zu übersetzen. Mit dem Transport der Engelszeller Orgel aber ließ man sich Zeit und so besann man sich allmählich darauf, dass man ja noch Herrlicheres kriegen könnte. In dieser Besinnung fand man allerlei Bedenken gegen die ausgezeichnete, aber doch nicht allervorzüglichste Engelszeller Orgel: sie ist ungeteilt, der große Kasten droht das ein- zige Fenster, durch welches der Domchor sein Licht erhält, zu verdecken, der Organist sitzt mitten im Orgelwerk drin, sodass er nichts als seine Pfeifen, von dem übrigen „Orgester" aber wegen dieses Orgellärmens gar nichts ausnehmen kann, wie denn auch P. Thad e 58 ge- standen hat, dass er nur auf Geratewohl schlagen muss, wodurch also bei einem großen Or- gester sehr viel Unordnung vorgehen würde. Damit der Organist rückwärts in seine Einsie- delei kommen könne, müsste der Kasten, der ohnehin viel tiefer ist als der dermalige Orgel- kasten, merklich weit von der Mauer entfernt stehen, wodurch der Platz dem Orgester fast benommen würde, folglich der Chor erweitert werden müsste; und bei alldem wäre doch der Kasten zu schmal auf die Breite der Kirche, viel schmäler als die alte Orgel, so zwar, dass auf jeder Seite 2 Klafter frei blieben; würde also weniger Ansehen machen als die alte. Es müsste also die Orgel in zwei Kasten umgestaltet werden, die Registratur herausgesetzt, das Pedal und Manual verstärkt werden, weil manche nur Halbregister sind. Und diese Bedenken alle stellten Johann Georg Roser, Stadt- und Domkapellmeister, und Josef Glöggl, Turnermeister, in einer Eingabe vom 3. Februar 1788 demwohllöblichen Linzer Magistrat anheim und schlugen vor: Die Engelszeller Orgel könnte ins Ausland um teures Geld verkauft, dafür fremdes Geld ins Land gelockt und für den Kaufschilling der Linzer Domkirche ganz eine andere außerordentliche Wohltat verliehen werden und zwar auf folgende Weise: Vorausgesetzt, dass eine hochlöbliche Landesregierung bei heutigen Zeiten eine Orgel auch ebenso gut aus jeder andern Stiftskirche wie aus der Engelszeller der Domkirche widmen kann, vorausgesetzt, dass die Domkirche die Hauptkirche des gan- zen Landes und der Hauptstadt selbst ist, und dass selbe als solche auch den vorzüglichs- ten Prunk vor jeder Stifts- und Landkirche verdient, sowie Se. Exzellenz der hochwürdigste Herr Bischof der Oberhirt der hierländigen Geistlichkeit sind und die vorzüglichste Ehrer- bietung verdienen — in diesen Voraussetzungen wagen es die Unterzeichneten auf eine andere, der Domkirche als Hauptmutter ganz und gar angemessene Stiftsorgel den Fin- gerzeig zu geben: 1. Florian, das gepriesene Stift, ist dem Vernehmen nach zu jenem Endzweck be- stimmt, zu welchem alle Stifte und Klöster gewidmet worden sind. Dieses Stift Florian 58 Josef Thaddäus Pichler, Zisterzienser von Engelszell, dann Domchorvikar und Domorganist, ∆ 1809.

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