Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

381 Mann sich nicht mehr bekümmert, ob ein Stift Kremsmünster in der Welt ist. So lamentiert und visioniert Eybel auf den zwischen den Klostermauern in Trüm- mer gegangenen Hoffnungen und Plänen. Präsidium stellt nüchtern unter dem 15. Juli die Anfrage, ob die Lizitationen in Kraft bleiben sollen. Es wird bejahend entschieden, doch soll dem Abt die Stöcklsölde und die Hammer- und Hufschmiedgerechtigkeit verbleiben (Wien 9. Oktober 1788). In größter Spannung und Erregung befanden sich die in Selbstadministration ge- setzten Stifte: ob auch ihnen die freie Verwaltung würde zuerkannt werden. Der Prälat von St. Florian zeigt sich in einem Schreiben dd. 6. Mai an den Prälaten von Lambach beunruhigt, dass ihnen wohl der Dividend von 7 1/2 % zugeschickt wor- den, aber nicht wie den anderen Stiften die Verordnung, durch welche sie von fer- nerer Verrechnungslegung befreit sein sollten. Er befürchtet darin ein Zeichen, dass sie noch länger in der neckenden Unterwürfigkeit erhalten würden; er wäre gern zu einer Einvernehmung nach Lambach gekommen, aber es gab „zuviel pässende Au- gen". Hoffnungsvoll schreibt der Hofrichter von St. Florian Wittmann an den Prälaten von Lambach: Graf Rottenhahn war mit einer Gesellschaft in St. Florian zum Mittag- tisch gewesen, sehr vergnügt, er verweilte bis 7 Uhr. Aber die Hoffnung des Prälaten, dass Rottenhahn über den brennenden Punkt eine Andeutung machen werde, täuschte sich. Der Prälat machte darauf einen Besuch zur Danksagung für den gnädi- gen Trost der Visite des Präsidenten und klopfte dabei auf den Strauch. Rottenhahn versicherte ihn, dass die administrierten Stifte auch der freien Wirtschaft teilhaftig werden würden; es sei ein Missverständnis in den ergangenen Verordnungen, zu dessen Beseitigung er ein Referat ausgearbeitet habe, worauf er die Resolution täg- lich erwarte. Energisch griff der Prälat von Lambach an mit einem Schreiben dd. 12. Juni 1788 an die Hofkanzlei: Seit dem Dekret vom 5. April erfährt das Stift erst den vollen Druck von jener Oberdirektionsgewalt, welche die Landesregierung sowohl als die Kameraladminist- ration von jeher über dasselbe ausgeübt hat. Das Stift befindet sich in einer so eingeschränkten Lage, wie man sie sich bei ei- ner Herrschaft vorstellen kann, die das Unglück hat unter fremder Kuratel oder Se- questration zu schmachten. Die in Niederösterreich gelegenen Häuser und Weingärten mussten verkauft werden, die Kaufschillinge laufen erst nach mehreren Jahren ein, wöchentlich aber die Befehle zur Erlegung von Präliminarien und Auszeigung von Vermögensüber- schüssen. Erst vor 14 Tagen sind die Meierhofgrundstücke und andere Stiftsrealitä- ten öffentlich in Zeitungen feilgeboten worden zuwider allem Anschein eines zuge- henden Vorteiles. Er will schweigen von den Zudringlichkeiten, die das Stift durch das Kreisamt zu erdulden hat, dessen zahlreiches Personal in zwei geräumigen dem Stift gehörigen Häusern zu Lambach untergebracht wurde, während dem Kreishauptmann zur

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