Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

341 P. Prior ist Pfarrer und verdient den ganzen Pfarrergehalt. Dann sind im Stift noch 3 gesunde Geistliche, die in der Seelsorge zu verwenden sind. Zwei werden noch vom Generalseminar kommen, die auch sogleich in die Seelsorge ausge- setzt werden müssen, denn außer diesen sind noch 5 kranke Patres im Stift. Selbstverständlich kann bei solchen Umständen eine Klosterkommunität nicht erhalten werden, daher soll der Prälat von Wilhering mit seiner Kommunität und den Konventualen von Engelszell nach Schlierbach versetzt werden und von dort aus die Herrschaft Wilhering administrieren (und Engelszell). Das Gebäude in Wilhering könnte dann nützlicher infolge seiner Lage an der Donau verwendet werden. Die Luft ist in Schlierbach gesünder, die Lage angenehmer. Über Veräußerungen und Verbestandungen ist kein Gutachten mehr zu ge- ben. Denn der rechtschaffene Prälat, der noch von jener Zeit, da er Beisitzer der geistlichen Kommission war, (wenn man sich so ausdrücken darf) den Haus- brauch weiß, bringt bereits durch öffentlich angekündigte Lizitationen alles in Vollzug, wogegen sich sein Nachbar, der Prälat von Kremsmünster, so eigensin- nig sträubt. Denn Eigensinn, Hochmut und Anhänglichkeit an zeitliche Dinge ist schon gar nicht die Sache des Herrn Prälaten von Schlierbach, nur auf das wahr- haft Geistliche ist er ganz geistlich, in temporali aber ein wahrer Untertan und nicht nur Befolger, sondern Betreiber der landesfürstlichen Verordnungen. In dem zum Inventurbericht erstatteten Gutachten meint die Landesbnch- halterei, dass bei dem so elenden ökonomischen Stand des Stiftes dem Prälaten täglich 4 fl. ausgeworfen werden sollten, den Konventualen 16 fl. monatlich, so- wie seinerzeit bei Tuben geschehen war. Ein anderer Antrag ging dahin, ihnen jährlich 200 fl. zu geben oder höchstens 250 fl. Auch zur Transferierung der Geistlichen wurde ein Gegenantrag gestellt, nämlich die Schlierbacher nach Wilhering zu versetzen, weil bei umgekehrter Anordnung doch die administrierende Stelle zu weit aus dem Mittelpunkt des Administrationsgebietes und von den inkorporierten Pfarren weggebracht würde, auch sei Schlierbach kleiner und könne daher eher an Mann gebracht werden als Wilhering. Die reichen Eisenhändler und Sensenschmiedmeister der Umgebung würden sich darum bewerben, für den Pfarrer und seine Gehilfen solle ein Nebengebäude hergerichtet werden. Die Stiftungshofbuchhalterei veranlasste, dass der Abt aufgefordert wurde zur Erklärung über die großen Differenzen im Aktiv- und Passivkapitalienstand gegenüber der Fassion vom Jahr 1782. Dem Abt war es unmöglich eine genügende Erklärung zu geben, es wurde schließlich darüber hinausgegangen und für die Zukunft die Erwartung ausge- sprochen, dass Aufkündigungen und Neuaufnahmen von Kapitalien vom Abt bei der Regierung angezeigt werden.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2