Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

257 bestehen sollten, das bekamen besonders die in Selbstadministration gesetzten Stifte St. Florian und Lambach bitter zu empfinden an ihren Häusern in Linz. Was die Regie- rung im Jahr 1784 den Stiften durch die mehr oder minder zwangsweise Einquartierung der Domherren getan, verlief in einen harmlosen Friedensschluss, in einen Mietvertrag. Ernsteres begann 1785: Mit der Belagerung des Lambacher und vorzugsweise des Flori- aner Stiftshauses eröffnete sich die Regierung einen Kampf, in dem die gegnerischen Grundsätze mit einer Heftigkeit aufeinanderplatzten wie kaum im Kampf ums Stift selbst, und das Wehren und Streiten um das Linzer Stiftshaus dauerte noch über die Regierung Josefs hinaus fort, als das Stift im allgemeinen schon zu verhältnismäßiger Ruhe gelangt war. Dem Prälaten von Lambach wurde dd. Linz 13. Mai 1785 mitgeteilt, dass Se. Majes- tät befohlen hat, dem k. k. Administrator der Kameral-Exjesuiten-Religionsfondsgüter zur Unterbringung des Personals und der Kanzlei ein Klostergebäude in Linz einzuräu- men. Demgemäß wird das Stift Lambach beauftragt wenigstens das 1. Stockwerk seines Hauses in Linz auf das eilfertigste zu räumen, da das Personal binnen 8 Tagen schon eintreffen werde. Dem Prälaten wurden 3 Zimmer als Absteigquartier imMinoritenklos- tergebäude angewiesen und seine Wohnung im Stiftshaus geräumt. „Ein solcher Vorgang", schreibt der Prälat von St. Florian, „ist in keinem Erbland er- hört worden und scheint den Gesinnungen und menschenfreundlichen Verordnungen des Monarchen nicht zu entsprechen." In dem St. Florianer Stiftshaus sollten nach Eybels Antrag die Tillyschen Soldaten- kinder (S. 162) untergebracht oder das Personal der k. k. Kameraladministration wohn- haft gemacht werden. Eybel wollte die Tillyschen Soldatenkinder anfänglich im Schlierbacher Haus unter- bringen, welches der Prälat der Regierung zu jeder Verfügung gestellt hatte. Als aber die Verordnung kam das Linzer Zuchthaus zu räumen und der Fabrik zu übergeben, quartierte sich Eybel mit dem Zuchthausverwalter und dessen Hausgenossen in das Schlierbacher Haus ein. Der Zuchtmeister, der Wächter und Schließer wurden in das Minoritengebäude übersetzt, welches Dikasterialgebäude werden sollte, und so kam man darauf für die Tillyer Kinder das Florianer Haus in Aussicht zu nehmen. Gerade diese Verwendung nahm der Propst besonders übel. Unter dem 17. Sep- tember 1785 schrieb er an seinen Agenten Urbain in Wien, „ob nicht eine allerhöchste Verordnung erwirkt werden könnte, die ihn gegen Dispositionen des leidenschaftlich gegen ihn eingenommenen Referenten (Eybel) schützen würde. Es könne nicht der al- lerhöchste Wille sein, dass das Stift so geneckt werde, das sei nur Rache des Eybel dafür, dass seine wiederholten Anträge auf Aufhebung des Stiftes erfolglos geblieben seien". Die Regierung überließ es dem Generalkommando zwischen dem Schlierbacher und Florianer Haus zu wählen. Der Propst schrieb umgehend an Pocksteiner sich bei Feld- marschallleutnant Langlois zu verwenden, dass er vom Florianer Haus absehe. Am 31. Juli 1785 erfuhr der Propst, dass die Militärkinder nach Freistadt kämen, aber wahrscheinlich der 1. Stock des Stiftshauses zur Wohnung für die Kameraladmi- nistrationsbeamten hergelassen werden müsse. Das Personal bewohnte damals das Mi- noritenkloster, welches — wie erwähnt — zum Dikasterialgebäude bestimmt war und daher geräumt werden musste.

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