Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

245 war 3 Jahre lang unterlassen worden aus Furcht vor Aufhebung der Klöster. Ruhe aber gab es doch keine im Karmeliterkloster und an lärmenden Abwechslungen fehlte es nicht. Den Kaplänen und den Klosterfrauenbeichtvätern hatte das Ordinariat mit- gegeben außerhalb des Hauses Fleisch zu essen (August 1785). Die Kapläne, die zum P. Prior hielten, mochte Sutter nicht, er schickte sie dem Prior zu- rück (Jänner 1786). Der Prior wollte durchaus nicht, dass seine Patres Kooperatoren den Ordenshabit ableg- ten; am 26. Jänner 1786 fragte er an, ob nicht die allerhöchste Verordnung vom 23. Jänner 1783 so, wie sie in Wien beobachtet werde, auch in Linz zu befolgen sei, dass nämlich die Patres in ihren Ordenskleidern verbleiben müssen. Ein Hofkanzleidekret erklärte, selbstver- ständlich hätten die Mönche Kooperatoren in ihren Ordenskleidern zu verbleiben, nur seien den Unbeschuhten Schuhe und Strümpfe zu geben, wozu ihnen die Beträge aus dem Religi- onsfond ohnedies schon verwilliget worden. Über dieses Hofkanzleidekret referierte Eybel am16. Februar 1786: Man hatte ohnedies pünktlich das beobachtet, was der allerhöchste Hof befohlen hat; es ist keineswegs jemals der Antrag gewesen, dass diese Kooperatorenwie Säkularpriester gehen sollen, manhat viel- mehr in diesortigen Berichten an Hof angeführt, dass sie ihr Ordenskleid kürzer zu tragen bemüßigt sind, denn die hiesigen Kooperatoren haben, was bei den Wienern nicht der Fall ist, 1 1/2 Stundenweit auf das Land zu Provisuren zu gehen. Auch die Stiegerln undwaldigen und leimigen Hohlwege sind in Niederösterreich unbekannt. Am besten wäre es ohnedies auf Kosten der Karmeliter in St. Peter eine Expositur zu errichten, nachdem diese aber nicht bewilligt wurde, so war wenigstens für die Seelsorge fürträglich, dass man die Kooperatoren behender und geschicklicher mache. Der Kustos und Guardian der Kapuziner macht in Anse- hung der Kooperatoren an der Pfarre gar keine Schwierigkeit, aber der P. Prior der Karmeliter neckt immerfort den Pfarrer und Domherrn Sutter und dessen Kooperatoren. Schließlich wird das Dekret dem Konsistorium intimiert. Gerade am selben Tag aber (16. Februar) erschienen zum erstenMal 2 Kapläne mit geänderten Kleidern in der Kommunität; in den nächsten Tagen folgten die 5 andern, der 8. weigerte sich das Kleid zu ändern und verzichtete auf seinKaplanoffizium. Unter dem20.März kamder Befehl andie Kapläne einen Habit (aber aus Tuch) anzuziehen, offenbar die Wirkung der Hofentscheidung. Im Kommen und Gehen nach und von den Seelsorgsposten in allen Vierteln des Lan- des gab ein Pater dem andern die Tür in die Hand und auch diese zogen Kutten aus und an. Und endlich gingen die Korrigenden ex clero saeculari und regulari im Karmeliterklos- ter aus und ein. Schließlich wurde die Umkleiderei der Negierung selbst zu viel. Als das Konsistorium an- fangs 1787 einen Kapuziner, der bisher in Schärding auf Kosten des Pfarrers als Kooperator gedient hatte, an die Linzer St. Matthias-Pfarre admittierte und für diesen der Umkleidungs- beitrag erbeten wurde, fand die Regierung, dass ohnedies im Kapuzinerkloster jedes taugli- che Individuum ein Kooperator und einige ohnehin schon umgekleidet seien. Die Erwägung, dass es freilich besser wäre, wenn alle Kapuziner aus ihren unsauberen Habiten kämen, könne auf Kosten des Religionsfonds nicht angenommen werden. Treml hatte viel Arbeit die Pfarrkirche zu St. Matthias her- und einzurichten. Er schaffte unter eifriger Mitwirkung der Kapuziner alte morsch gewordene Altäre hinweg; es bedurfte zweier neuer Seitenaltäre in der Speis- und in der Taufkapelle, zweier großer Wandleuchter

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