Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

208 der Krone Christi, ein von mosaischer Arbeit verfertigtes Bild (Mosaikbild), ein Partikel von der Haut des hl. Bartholomäi, eine kleine Statue der Muttergottes von Metall, gol- dene Ringe und silberne Opfer, eine Krone sowohl für das Bildnis Mariä als des Kindes, besetzt mit guten Perlen, item 2 von Messing und vergoldet, ein Fraukleid für das Bildnis der unbefleckten Empfängnis; weiter 3 extra-ordinari und 6 ordinari Fraukleider für das Bildnis; ein ganz reicher weißer Ornat mit rotem Spiegel, bestehend aus einem Mess- kleid, 2 Dalmaten und einemPluviale, item3Messkleider von ebendemselben Zeug; wie- derum ein anderer halbreicher Ornat, dann noch 4 reiche rote und 2 reiche weiße Mess- kleider und ein mit Gold gesticktes; 2 Bruderschaftsröcke und ein Traghimmel. Nach Pupping wurden übergeben eine kupferne und vergoldeteMonstranze und ein ebensolches Ziborium, 3 silberne Kelche, 4 Paar zinnerne Kandln mit Tasse, 1 Messing- Rauchfass samt Schifft, 1 Weihbrunnkessel von Metall, 8 Metallleuchter, 1 Lampe von gelbem und 3 von weißem Messing, 6 Ornate von verschiedenen Stoffen und Farben, bei einem Ornat waren 3 Messkleider vorhanden; außerdem 1 mit Seidenblumen ge- wirktes, 7 extra-ordinari rote und 12 ordinari rote, 7 extra-ordinari, weiße und 8 ordinari weiße, 5 extra-ordinari blaue und 4 ordinari blaue, 2 extra-ordinari grüne, 4 ordinari grüne, 1 extra-ordinari schwarzes und 11 ordinari schwarze Meßkleider, 5 feine und 37 ordinari Alben, 12 Chorröcke, 1 extra-ordinari und 20 ordinari Altartücher, 4 Handtücher. Was den zu Grein noch zurückbleibenden Franziskanern, die ihre Abreise verzö- gern mussten, damit die Stadt nicht durch mangelnden Gottesdienst Nachteil erfahre, an Paramenten zurückgelassen worden war, erhellt nicht; wahrscheinlich benützten sie solche, die nach Pupping gegeben wurden. Das Koch- und Speisegeschirr mussten sie sofort mit Pupping teilen. An Bargeld hatte der gewesene geistliche Vater der Franziskaner, Stadtrichter und Schiffmeister Ferdinand Angerer 176 fl. 7 kr. in Händen. Davon wurden die Konti des Baders, des Lebzelters, des Kirchendieners und des Kuchljungen bezahlt; die übrigblei- benden 107 fl. 51 kr. musste der geistliche Vater nach Pupping abliefern. Sonst wies die Inventur aus an Stiftungskapitalien 7050 fl., an weiteren Kapitalien, worüber keine Schuldbriefe vorhanden waren, 1400 fl. Vorrätig waren 600 Eimer Wein, sie mussten nach Pupping gebracht werden. Der durch 44 Jahre als Gärtner in Diensten gestandene abgelebte Josef Karweger früher schon die vielfachen politischen und familiären Beziehungen, in welche die germanischen, ro- manischen Kaiser und Herren zu Byzanz traten, der Verkehr mit den schlauen Griechen die deutsch- fränkischen Lande mit Reliquien überschwemmt und einen leidenschaftlichen Durst darnach entzün- det. Die Schatzkammern der Burgen waren viel reicher mit Reliquien versehen als die Gotteshäuser. Wenn nun auch wohl viele Reliquien nicht echte Überreste von heiligen Leibern oder geheiligten Ge- genständen sein werden, so sind sie doch echte und merkwürdige kulturhistorische Denkmäler eines hochbedeutsamen Seelenlebens, einer unserer nüchternen Denkungsart fast unbegreiflichen kindli- chenGlaubenskraft und reckenhaftenGlaubensfreudigkeit unddes hochinteressantenmächtigenGeis- teszuges der europäischen, besonders der germanischen Völker nach dem Orient, dem Land der aus der Nacht einer großartigen Vergangenheit kommenden Tage. Solche Denkmäler, wenn auch nicht fel- senfestgläubig als Reliquien von Heiligen, so doch als Reliquien denkwürdiger Kulturepochen, pietät- voll, ja mit religiöser Ehrfurcht, mit Gedanken an Gott, den Herrn aller Zeiten, aufzubewahren, zeigt sicherlich mehr Hochsinn und Geist als ein wohlfeiler, vernichtend sein wollender Spott.

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