Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

199 sind mit der Moderation der Aufhebungskommission zufrieden; man sucht ihnen alles zu er- leichtern, Gefälligkeiten, so viel man nur verantworten kann, zu erweisen, ihnen hiedurchMut zu machen, ihre eigenen Aussagen, die sie oft gegen einander machen, will man als menschli- che Schwachheiten gar nicht hören, geschweige denn, dass man ihnen Vorwürfe macht, man behandelt sie väterlich und sieht mit aller guten Art wieder von ihnen so hinwegzukommen, wie man mehr als Freund denn als Kommissarius zu ihnen gekommen ist. Sofort nach Einlangen der allerhöchsten Resolution vom 6. März wurde dieselbe an die Kreisämter zu weiterer Verfügung gegeben; entgegen dem darin enthaltenen Auftrag hat sich kein Provinzial gerührt die Klöster bekanntzugeben, in denen die Mönche aus aufgehobenen Klöstern untergebracht werden könnten, nur allein der Kustos der Kapuziner in Linz, ein recht- schaffener, einsichtsvoller, in Befolgung der Verordnungen eifriger Mann, hat sogleich seine ganze Disposition bei der Stelle eingereicht und hierauf hat er so viel Moderation erfahren, dass bis zum Frühjahr alle seine Geistlichen ruhig in ihren Zellen bleiben können, was schon die Rücksicht darauf, dass so viele Kapuziner ohne Last des Religionsfonds zu Pfarrern als Ko- operatoren gekommen sind, allerdings verantwortlich, ja vielmehr bei Seiner Majestät wohl- gefällig machen wird. Die übrigen Provinziale würdigen sich nicht eine Zeile anhero kommen zu lassen, sie schei- nen damit die Reduktion hemmen zu wollen und die Konventualen scheinen auch von ihren eingewöhnten Häusern, besonders in Steyr, weder in die Seelsorge auf das Land hinaus noch in andere Klöster sich hinwegbegeben zu wollen; denn manche entzogen sich sogar mit Wohl- gefallen und Willen ihrer Oberen der Prüfung, wie erst letzthin in Ansehung der Franziskaner in Pupping dieses angezeigt worden und die gemeine erste Sprache der Aufgehobenen ist diese: nur in kein anderes Kloster! Der Provinzial der Dominikaner wurde durch den Kommissär in Gegenwart des Raitoffi- ziers Fipel durch den Prior in Steyr und durch den Prior in Münzbach vergeblich um Äußerung ersucht. Statt einer solchen erstattete er eine Beschwerde an Hof. Es war noch kein Gedanke die Dominikaner in Steyr aufzuheben, obwohl auch gemeine Leute schon ihrenWunsch geäu- ßert haben „nur noch nicht die Kapuziner, wohl aber die Dominikaner, dieman immer herum- laufen sieht". Man sah nur mit Beiziehung des Normalschuldirektors und eines Buchhalterei- individuums das Gebäude an, welches zu einem Schulhaus in Vorschlag kamund für sehr taug- lich anerkannt wurde. Auf die Frage, wann etwa die Aufhebung sein dürfte, wurde ausdrück- lich erwidert: „schreibt denn der P. Provinzial auch den PP. prioribus gar nicht, ob und wo er die wenigen 8 unterbringen wolle; da 8 zur Seelsorge vermög kreisämtlichen Vorschlages zu verwenden sind, kann ihm diese Unterbringung doch keine Sorge machen"; und sowie an Seine Majestät von dieser Stelle der Bericht wegen der Dominikanerkirche, wegen der dorti- gen Expositur, wegen des zur Hauptschule sehr geeigneten, deswegen hiezu angetragenen Gebäudes nachhin wirklich erstattet wurde, so wurde ihnen auch bedeutet, dass, wenn eine allerhöchste Resolution wegen dieses Gebäudes erfolgt, welches, man weiß nicht, in 6 Wo- chen oder in 6 Monaten geschieht, nur der P. Provinzial an einer mehr beschwerlichen Trans- ferierung Schuld tragen wird, der zur dortigen Reduktion keine Disposition macht. Es war gar kein Gedanke die alten Patres mit einer winterlichen Aufhebung zu kränken. Auf dieses hin hat sich endlich der immer vorher stumme Provinzial P. Dominikus nach 7 Monaten, die Melchior Canus vielleicht nicht pro locis theologicis verwendet hat, zu einer Sprache entschlossen, je- doch noch nicht in Ordnung, wie es Majestät haben will, bei dieser Stelle, sondern, gleich als

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