Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

191 selbst einem Ingenieur den Auftrag gegeben hatte eine Mappe vom ganzen Bezirk aufzu- nehmen. Der Propst von St. Florian beeilte sichunter dem10. November 1784 vonder Regierung zu erbitten, dass er den Stiftskanonikus Gottlieb Schoiber, derzeit Kaplan in Vöcklabruck, auf Thalheim präsentieren dürfe. Es wurde ihm bewilligt, aber auch zugleich die Beigabe eines Hilfspriesters aufgetragen und dazu der Vikar zu Thalheim P. Lambert Pflug empfoh- len. Die Timelkamer waren also imWettbewerb um die Pfarre unterlegen. Mit Entrüstung berichtet der Propst 13. Dezember 1784, dass der Dechant den P. Vikar als wirklichen Pfarrer und einen zweiten Paulaner, den P. Hyazinth, als Kooperator zu Thal- heimangestellt habe. Der Dechant bekameinenVerweis von der Regierung; übrigens hatte vielleicht doch der Dechant nur eine provisorische Verfügung getroffen, denn Schoiber selbst berichtet an den Propst, dass der Dechant gegen den Vikar sei, weil dieser zu alt sei. (P. Lambert war — nach dem Generalschematismus — noch 1784 in Thalheim gestorben, nach anderer, aktenmäßiger Aufzeichnung sind er und Bruder Kilian nachWien gezogen.) Schoiber trat am 24. Dezember 1784 die Pfarre Thalheim an. Sein Kooperator wurde der Expaulaner HyazinthHaderlein bis 1789, dann der Exkapuziner Elektus Pappenscheller, sofort darauf der ExkapuzinerMalachias Strer 1789—93, dann einWeltpriester und im Jahr 1794 wieder Pappenscheller, endlich Florianer Chorherren. Das Klostergebäude bildete ein regelmäßiges Parallelogramm, nach drei Seiten hinwa- ren Wohnzimmer, an der vierten Seite, an die Kirche angebaut, ein leerer Gang, bei den Paulanern Spaziatorium genannt, der im Erdgeschoß zur Sakristei, im 1. Stock ins Orato- rium, unter dem Dach (des Klostergebäudes) zum Kirchendach führte. Das Spaziatoriumund der anstoßende östliche Trakt wurden von der Staatsgüteradmi- nistration der Pfarrgeistlichkeit zur Wohnung überlassen, dazu der daran stoßende Garten- teil und der Hofraum zur Hälfte. Den in der Mitte des Hofes befindlichen Ziehbrunnen durfte der Pfarrer benützen ge- gen dem, dass er die Hälfte aller Reparaturkosten trage. Das Kloster entrichtete als Was- serbrunnenzins an die HerrschaftWartberg jährlich 6 kr.; diese Abgabewurde zur Kompen- sation gebracht, als die Herrschaft eine von ihr an das Kloster zu entrichtende Gabe von jährlich 153 fl. einlösen wollte, so dass die Herrschaft mit einer 3 1/2% igen Kupferamtsob- ligation per 4385 fl. 35 kr. reluierte. Erst im Jahr 1790 (1. Juni) verkaufte die Staatsgüteradministration alle Realitäten der Paulaner an den Besitzer der Herrschaft Wartberg Staatsminister Baron v. Reischach um 5650 fl. Der Wert der Realitäten nach Berechnung vom16. November 1789 war folgender: Die Gülten bestanden in 13 behausten Untertanen in der Umgebung, 18 vererbrechteten Ze- hentholden (d. h. solchen, die das Recht ihres an das Kloster schuldigen Zehents erbrechts- weise erkauft, aber demKloster noch dazu einen jährlichenDienst und imVeränderungsfall das Freigeld zu zahlen hatten). Der Besitzer von Thalheim konnte 2 Pferde oder 1 Paar Ochsen, 6 Kuhkälber, 10 Schafe sicher halten. Wiesen und Äcker waren in gutem Stand, die Gründe alle umdas Stift herum gelegen bis auf die sogenannte Haberwies, die 3/4 Stunden entfernt war und von den 4 Bauern des Pfaffenbaueramts dem Kloster jährlich zweimal gemäht werden musste. Die

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2