Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

132 Monarchen, ein „Freund des Kaisers". Der Gedanke, bei diesem sich bemerkbar zu machen, gar vor ihn zu kommen, ihm vertraulich Mitteilungen zu machen, als Mitarbeiter ihm die Hand zu bieten, der Gedanke hatte gewiss mehr bezauberndes in sich, als in demütiger Ge- wissenserforschung sich schuldig erkennen, vor einen Pater Guardian oder Prior hintreten zu sollen zum Empfang einer Rüge und Belehrung. Die Angeberei schoss in die Halme. Die De- nunzianten verkannten den Kaiser! Der regelmäßige Ausgang der Denunziation, die Korrek- tion des Angebers, war ebenso ehrenvoll für die Klöster als für den Kaiser. Welche Enttäu- schung, welche Beschämung, wenn die Regierung die Denunzianten als „Tumultuanten" in die solchen „gewidmeten Behältnisse", an den ihnen bestimmten Verwahrungsort bringen musste. So erwünscht der Erfolg oder vielmehr der Misserfolg der Denunziationen regelmäßig den Klöstern wurde, so peinlichmusste ihnen die nächste Folge der Angebereien sein, zumal wenn solemne Wichtigtuerei untergeordneter Amtspersonen, das Imposante wiederholter Kommissionen die unerquickliche Sache zuwuchtiger Bedeutung aufbauschten. Ein Beispiel: Ein junger Priester aus dem Karmeliterkloster zu Linz fuhr heimlich imDezember 1783 mit der Post nach Wien und brachte seine Klagen beim Kaiser vor. Er und ein anderer Pa- ter, der mit ihm gemeinschaftliche Sache machte, wurden zur Landesstelle berufen, auch P. Prior. Am 12. Dezember während des Mittagessens der Mönche kamen Eybel, der De- chant von Linz und zwei Arzte- der Spieß wendete sich gegen den Denunzianten. Am 2. Jänner 1784 kam dieselbe Kommission wegen neuerlicher Verwirrung, die der Unruhestif- ter angerichtet hatte; er und sein Genosse wurden in ihre Zellen zur Korrektion verwiesen; der Genosse leistete Abbitte. Am 16. Februar erschien Eybel an der Spitze der Klosterobe- ren vor dem Korrigenden und Eybel kündete ihm das Urteil ex mente imperatoris an: er muss noch drei Tage in der Zelle bei Wasser und Brot fasten, vom Beichthören bleibt er suspendiert. Da aber der Unverbesserliche neue tricas et disturbia machte, kam Eybel am 27. März 1784 mit zwei Ärzten und brachte ihn als einen geistig Gestörten zu den Barm- herzigen Brüdern. Am 30. März mittags kam Eybel allein mit einem Schreiben und eröff- nete vor den versammelten Patres dem complici in crimine publico turbationis, dass er als scandalosus sich eifrig bessern solle, der Kaiser wolle, dass so das gegebene Ärgernis ver- gessen gemacht werde. Dasselbe ließ Eybel am gleichen Tag dem bei den Barmherzigen Brüdern Internierten verlesen. Am 15. Juli wurde dieser wieder in den Konvent zurückge- bracht. Der blamable Ausgang der Denunziationen musste die untergeordneten Stellen be- hutsamer machen, zu den genauesten Voruntersuchungen veranlassen, dass nicht dieMa- jestät des Kaisers durch die Vertraulichkeit, mit der sich erbärmliche Subjekte an ihn her- andrängten, herabgesetzt werde. Wie notwendig die größte Vorsicht den Beamten gewesen wäre, zeigt eine etwas pos- sierliche Geschichte (aus der Kremsmünsterer Chronik). Ein Seifensiederssohn von Krems- münster namens Paumannwurde Einsiedler, zuerst inGrünau, dann in Adlwang. In seinem Kopf heckte er mannigfache Projekte über Klosterreform aus. Durch besondere Stifts- gnade durfte er seine braune (Einsiedler-) Kutte mit dem schwarzen Habit des Benedikti- nerordens vertauschen, er wurde Laienbruder in Kremsmünster und Fr. Oswald genannt. Dieser fade Projektenschmied schickte insgeheim eine Schrift an den Kaiser, worin er als eine sichere Wahrheit angab, dass in einem eine halbe Stunde vom Stift entfernten

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