Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

133 Schacherteich mit Stiftsgeldern gefüllte Fässer versenkt worden seien, mit dem Beisatz, dass, wenn er die höchste Gnade erhalten könnte mit dem Kaiser selbst zu sprechen, er ihm noch andere Geheimnisse entdecken würde. Wirklich kam ein Schreiben von Eybel an den Pfarrer zu Ried P. Rudolf Graser (den ärgsten Denunzianten wider das Stift) mit dem Auftrag, dass er den Frater Oswald heimlich vom Stift abhole und nach Wels liefere, wo ihn Eybel übernehmen werde. Und so geschah es an einem späten Abend. Niemand im Stift wusste, wohin der Oswald so eilig verschwunden sei. Eybel transportierte ihn nach Linz, von dort wurde der Oswald durch die Regierung zu Wasser nach Wien befördert. Er wurde dem Kaiser vorgestellt und auf dessen Frage, was er ihm zu sagen habe, fing Oswald an, in verworrenem Vortrag seinen Reformationsquark auszukramen, und dass er ein Modell entworfen habe, wie ein Kloster ordentlich gebaut und eingerichtet werden sollte. Der Kaiser schickte ihn — zu den Barmherzigen Brüdern. „So kam", schließt der Chronist — „uns der gedemütigte Oswald zurück, verlebte seine Tage ruhig bei uns, ohne noch Appetit zu bekommen mit dem Kaiser zu sprechen". 36. Pfarrregulierung und Klosterreduktion. Unter der Masse von Klosterkleinarbeit, welche die Landesregierung zu ver- richten hatte, führte sie das Riesenwerk dem Abschluss zu, woran seit einem hal- ben Jahrhundert die Passauer Bischöfe mit konservativer Energie gearbeitet, das Maria Theresia mit bahnbrechendem heiligen Eifer in Angriff genommen und rast- los gefördert hatte — nun sollte es vollendet werden durch Josefs kühne, Schran- ken und Wehr durchbrechende, niedersiegende Tatkraft: die Pfarrregulierung, der Ausbau der ordentlichen Seelsorge. In diesen Ban wurden Klöster eingefügt, an- dere abgebrochen und zerstört, um Baumaterial abzugeben; es war ein gewaltiges Bauen, auch ein gewaltsames, allein nicht mehr direkt ein Niederreißen wie bei der ersten Klosteraufhebung, dafür ein umso gewaltigeres, ein umfassendes. Die erste Klosteraufhebung war eigentlich und rein eine solche, gegründet in der Ne- gation der Berechtigung des (berufsmäßigen) Gebetslebens. Allerdings, wie auch das Negativ schon die Züge des vollentwickelt zur Ausgabe kommenden Bildes trägt, ja mit diesem doch ein und dasselbe Bild ist, so kommen auch die erste und zweite Klosteraufhebung auf dasselbe hinaus, es schaut bei beiden als Hauptsache heraus: der Religionsfond. Seine Gründung war die Folge der ersten Klosteraufhe- bung, seine Ausgestaltung und für die erweiterte Seelsorge notwendige Bereiche- rung Zweck der folgenden Klosterregulierung. Zum Religionsfond sollten alle, auch die bestehenbleibenden Klöster genommen werden, der Religionsfond sollte schließlich die einzige Stiftung werden, ein „Stift" für einen Zweck aller: für die Seelsorge! Der große Gedanke litt an einem Fehler: ihn dachte „einer, der Macht hat" und noch mehr zu haben glaubte — er durchdachte ihn nicht und griff mit Macht ein. Die Maßnahmen, die mit den Klöstern getroffen werden sollten, wurden ge- geben mit den Direktivregeln für die Pfarrregulierung. Jene Stifte und Klöster, die zur Zeit über 30 Personen in dem numero fixo enthielten, sollten für das künftige auf die Hälfte und jene, die unter 30 Individuen zählten, auf zwei Drittel

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