Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

103 gegen Feuersgefahr gesichert werden könnte, wurde der ganze Trakt gegen den Garten hinaus zum Priesterhaus überlassen. Die notwendigen Adaptierungen kos- teten 1189 fl. 36 kr. Man hoffte diese Auslage hereinzubringen aus dem Erlös für das Kirchengebäude, das weder demWarendepositorium noch nach Äußerung des Domherrn Schwarzenbach dem Priesterhaus nötig schien (Sitzung 11. Oktober 1785). Die Kirchenstühle und auch das Speisgitter sollten zur St. Matthiaspfarre übertragen werden. Die Alumnen zogen mit ihrem Direktor Schwarzenbach am 8. November 1785 in das Exkarmeliterinnenkloster ein. Sofort trug das Konsistorium darauf an, dass das Exjesuitenseminar zum Priesterhaus genommen werde, und diesem Begehren wurde unter dem 29. November 1785 von Wien aus stattgegeben. Die Sache schleppte sich aber wieder lange hin, bis endlich der Kaiser unter dem 9. Oktober 1786 dem Präsidenten Graf Thürheim die Weisung gab das Exjesuitenseminar zum Priesterhaus zuzurichten und die jungen Priester aus dem Exkarmeliterinnenkloster dahin zu übersetzen. Als äußerster Termin zumUmzug wurde Georgi 1787 bestimmt. Sogleich hatten sich für den leerwerdenden Teil des Klostergebäudes Wohnpar- teien gemeldet; die Staatsgüteradministration verlangte auch die Vermietung der leeren Räume, dagegen aber wehrten sich die Landesregierung, das Linzer Mautamt und der Hausverwalter wegen Feuersgefahr für das Warendepositorium. Mit allerhöchster Resolution vom 28. Jänner 1787 wurde das Exkarmeliterinnen- kloster zum Kloster und Spital der Barmherzigen Brüder bestimmt und zwar mit dem Zusatz, dass dem Religionsfond für die Gebäude eine Vergütung geleistet werden solle. Auf Grund dieser Zusatzbemerkung erhob die Staatsgüteradministration einen Ersatzanspruch für das auf 5600 fl. geschätzte Klostergebäude und das auf 1400 fl. geschätzte Benefiziatenstöckel. Der Streit darüber setzte sich fort bis 1790 — Vergü- tung wurde nicht gewährt. Nun erfuhr das Klostergebäude die gründlichste Umänderung: Die Zellen des 1. Stockes, in dem dem Garten zu gelegenen Trakt wurden zu Krankensälen umgestal- tet. Vieles wurde auch in der Kirche umgeändert: die in dem Frontispice stehende Statue der hl. Theresia wurde in eine Statue des hl. Johannes von Gott umgewandelt; die beiden Statuen zur Seite, die des Propheten Elias und des hl. Johannes von Kreuz, blieben unverändert; ebenso wurde auch im Kirchengewölbe die in Stukko darge- stellte Herzverwundung der hl. Theresia verwandelt in eine Darstellung des hl. Jo- hannes von Gott. Die Kirche ist nunmehr geweiht der Unbefleckten Empfängnis; das Hochaltarbild stellt den Titel der Kirche dar. Die beiden Seitenaltäre sind geweiht den Heiligen Augustin und Johann von Gott. Auch bekam die Kirche eine neue Orgel. Am 28. Oktober 1789 nach Mittag übersiedelten die Barmherzigen Brüder aus dem Siechenhaus mit ihren Kranken in das Exkarmeliterinnengebäude. „Voraus giengen drey Knaben in Chorröckeln mit dem Kreuz, Rauchfass und Weichwasser, dann folgten in 8 Wägen die Kranken mit uns eingetheilt, bey der An- kunft in das neue Kloster wurden die Kranken gleich in die Bether gelegt, selben das Weichwasser gegeben, und dann wurde mit dem Ambrosianischen Lobgesang in der Kirche diese Handlung beschlossen." (Chronik der Barmh. Brüder.)

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