Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

101 Besorgung ihrer Geschäfte zusammenkommen mussten. Unter den Ornaten waren zwei von der Kaiserin Eleonore gewidmete vorhanden, ge- schätzt auf 7000 fl. Ein Messgewand war gefertigt aus einem kostbaren Kleid der Gemahlin Karls VI. Verkauft wurden 2 Monstranzen (darunter eine mit Edelsteinen um 1150 fl.), 2 Zi- borien, 1 Kommunikantenbecher, 4 Kelche (einer mit Edelsteinen), 1 Lampe (um 1345 fl.), 2 Reliquienleuchter (?), 1 silbernes Rauchfass samt Schiffet, 6 Pyramiden, 6 Pyramiden mit Reliquien, 3 Kanontafeln (148 fl.), 1 Lavoir, 1 Zeremonienzeiger, 4 Paar Opferkandeln (da- runter auch ein Paar von Zinn und vergoldet), 2 kleineMonstranzen, 2Messbücher in rotem Leder mit Silberbeschlag, 1 mit Silber beschlagenes Brevier, 4 Kruzifixe, 3 silberne Basrelief- stücke (68 fl.), 6 Maibuschen, 12 reiche Ornate (500—165 fl.), einige einschichtige Kaseln, ein rotdamastenes Spalier (640 fl.), ein samtenes Kanzeltuch (100 fl.), 5 (zertrennte) Braut- kleider, sämtliche Kirchenwäsche um 630 fl., 1 rottaffetenes Belum. Der Schätzungswert hatte betragen 9286 fl. 23 1/4 kr., verkauft wurde um 9996 fl. 48 kr. Damit waren aber die Kirchenschätze der Karmeliterinnen noch nicht erschöpft; unter dem 20. November 1782 konnte die Regierung an Hof die Anzeige machen, dass für Kirchenpreziosen und andere Einrichtung der aufgehobenen Karmeliterinnen 16.175 fl. 6 kr. gelöst wurden . 20 Die Steine und Perlen, die nicht um den Schätzungswert angebracht werden konnten, mussten über Auftrag dd. Wien 16. Dezember 1782 an die Hofkanzlei eingesendet, die Silberstücke unmittelbar an das k. k. Münzamt gegen Bezahlung des inneren Wertes ge- geben werden. Das an die Hofkanzlei abgelieferte Geschmeide sollte in öffentlicher Ver- steigerung feilgeboten werden ( 31. Dezember 1782). Unter dem 24. Jänner 1783 schickte die Regierung Silbergerätschaften im inneren Wert von 3734 fl. 7 kr. nach Wien. Die Kirche wurde gänzlich gesperrt, der kleine Turm an der Rückseite des Presbyteri- ums abgetragen. Die Orgel wurde nach Haibach bestimmt, die bedeutendste der Ewigen Licht-Stiftun- gen, die von Clary, nach Windhag übertragen. Der Hochaltar mit den Bildern Altomontes kam nach Frankenmarkt. Ein Nebenaltar sollte an die Expositur Traberg übersetzt werden. (?) Der Altar der Hauskapelle wurde um den Schätzungswert von 25 fl. dem Franziska- nerpater Hujer, Administrator der Boitzarer Pfarre in Siebenbürgen, für sein Gotteshaus überlassen. Ein schöner Sakristeischrank im Bischofhof zu Linz stammt wohl sicher aus dem Karmeliterinnenkloster. Eine reich vergoldete Statue des „Prager Jesukindleins", die im „Kindl"-Gang gestanden hatte, gelangte in den Besitz des Kremsmünsterer Benedikti- ners Wenzel Grumich, Bibliothekars in Linz, und dieser schenkte sie nebst einer kleinen Pfarrbibliothek aus Büchern aufgehobener Klöster der Pfarrkirche seines Geburtsortes Habstein in Böhmen; dort ist dem „Prager Jesukindlein" ein Nebenaltar geweiht. Die Gruft wurde erst am 12. Oktober 1785 geräumt unter Leitung Eybels, die Gebeine am Abend in den allgemeinen Friedhof übertragen. 20 In der Stadtpfarrkirche zu Grein befindet sich ein silberner vergoldeter Kelch, reich mit Edelsteinen und Perlen besetzt, mit Emailbildern geschmückt, welchen der dortige Stadtpfarrer Exkapuziner Pils aus dem Kirchenschatz des aufgehobenen Karmeliterinnenklosters in Linz gekauft hat (Parochologia Greinensis). Ein Ornat aus Goldbrokat dürfte ebenfalls aus dem Karmeliterinnenkloster an die Kirche zu Grein gekommen sein.

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