Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

91 leuchtete den Exkarmeliterinnen auf, als sie vernahmen, dass ihr Kloster zum Versamm- lungshaus beantragt werde. Sofort zogen 14 Exkarmeliterinnen, die sich zum Eintritt in ein anderes Kloster gemeldet hatten, ihre Erklärung zurück und baten, in ihrem Kloster in stiller Ruhe ihr Leben beschließen zu dürfen. Obwohl schon der 24. Mai als äußerster Ter- min zur Räumung des Klosters bestimmt war, wagte die Landesstelle den Versuch, eine abändernde Resolution vom Kaiser zu erhalten im Hinweis auf die großen Ersparnisse, die dem Religionsfond erwachsen würden. Doch entschied der Kaiser (4. Juli), dass von einer Übersetzung der Windhager Nonnen in das Kloster der Exkarmeliterinnen keine Rede sein könne. Inzwischen waren die Exkarmeliterinnen in keine geringe Gefahr geraten. Von Wien aus wurde unter dem 21. Juni die Landesstelle aufmerksam gemacht, dass die Exkarme- literinnen zu Linz kurz vor der Aufhebung des Klosters der Karmeliterbarfüßerprovinz 31.000 fl. teils zur Bestreitung der Seligsprechungskosten des venerab. Dominici teils zur Unterstützung der bei abnehmender Sammlung verarmenden Klöster geschenkt, endlich 4000 fl. dem Kloster zu Patzau in Böhmen als eine Schuld mit Zurückstellung des Schuld- scheines nachgesehen hätten, worüber Vonseiten der (Wiener) Karmeliter behauptet werden wolle, dass dieses Frauenkloster noch vor Aufhebung durch einen eigens dahin geschickten Geistlichen ermahnt worden sei, alle eigentümlichen Kapitalien zu fatieren und im Fall der Aufhebung zu übergeben, welches aber das Kloster nicht akzeptiert, son- dern die Schenkung an die Provinz vollzogen habe. Landrat Edler v. Dornfeld begab sich als Untersuchungskommissär mit Sekretär Ver- leb am 28. Juni ins Kloster. Außer der Priorin und Subpriorin und der früheren Priorin wusste keine der Klosterfrauen um die Sache; diese drei aber behaupteten, dass sie die fraglichen Kapitalien nicht in der Hand, sondern bei der Provinz auf fremden Namen an- liegend gehabt hätten. Diese Kapitalien wären niemals fatiert gewesen, zur Zeit der Schenkung hätte ein Verbot gegen eine solche nicht bestanden; 13.000 fl. wären schon lange vorher ex voto zur Seligsprechung venerab. Dominici bestimmt und den Karmeli- tern in Wien gegeben gewesen, nachdem das Geld ohnehin die Provinz in den Händen gehabt. 18.000 fl. hätten sie im September des vergangenen Jahres der Provinz zur Un- terstützung armer Klöster geschenkt und um die nämliche Zeit dem Kloster Patzau die Schuld von 4000 fl. nachgelassen, von denen ohnedies keine Interessen bezahlt worden wären. Die Subpriorin sagte aus, sie hätten, als sie gehört, dass sie aufgehoben werden sollten, die 13.000 fl., die auf fremden Namen angelegt waren, zur Seligsprechung und 4000 fl. dem Kloster Patzau geschenkt. Erst auf die Frage, ob sie mehreres wisse, gab sie an, 15.000 fl. seien bei der Provinz gelegen, nämlich 13.000 fl. auf den Namen des Klosters Neuburg in der Kölnischen Provinz und 2000 fl. auf den Namen des Klosters Köln ; 17 auch diese hätten sie der Provinz gelassen. Die frühere Priorin stimmt mit ihr darin überein, dass sie auch glaubte, es seien 15.000 fl. gewesen, die bei der Kölnischen Provinz angelegt waren. Die Sache war damit für die Linzer Karmeliterinnen erledigt. 17 Die österreichischen Karmeliterklöster gehörten zu der im Jahr 1626 errichteten Kölnischen Provinz, 1701 wurden die österreichischen Klöster in eine eigene Provinz unter dem Titel des heiligen Leopold ver- einigt.

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