Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

83 hohes Geld zu bekommen sind, auch das Fleisch von Münzbach oder Perg geholt werden muss, so könnte ein Bestandmann die Nonnen sehr drücken: da ließ sich nun ein wohlhabender Bäckermeister von Steyr, Adam Mittermeyr bewegen, seiner Tochter zuliebe, die als Schwester Amanda in Windhag eingetreten war, einen dem Kloster sehr günstigen Vertrag mit der Administration (Abt Leopold von Engelszell und Buchhaltereioffizier Mittermayr) abzuschließen unter dem 1. Oktober 1779, an- gefangen vom 15. Oktober 1779 auf 9 Jahre, also bis 15. Oktober 1788. Das Pfister- eigebäude kaufte er um 100 fl., Bräuhaus, Maierschaft, Feld- und Sackzehent, Ge- treidedienst übernahm er gegen jährlich 1100 fl. und verpflichtete sich außerdem noch zur Bedienung der Klosterfrauen und zur Herbeiholung des nötigen Unterhalts, einen Gärtner, 3Wachterbuben, die zugleichMesner- und Turmdienst versahen, und endlich wegen Altersgebrechlichkeit der drei Laienschwestern 3 Dienstmägde zu hal- ten und einen Pfisterer. Vieh und Einrichtung muss er nach Ablauf der Bestandzeit wieder einantworten in eben der Größe des Betriebes, wie er sie übernommen hat. Selbstverständlich fühlte sich der Bestandmann weiter zur Einhaltung des Kontraktes nicht mehr verpflichtet. Nach vieler Bemühung seitens des Aufhebungskommissärs und durch vieles Bit- ten der Exnonnen ließ sich der Bestandmann der Maierschaft bewegen beim Kon- trakt zu bleiben vorbehaltlich der allerhöchsten Genehmigung. Die Untertanen mussten seit unvordenklichen Zeiten 117 Kälber zum Kloster die- nen, das Pfund zu 3 kr. gerechnet; Ingeräusch, Kopf, Füße und Haut wurden aber nicht mitgewogen und mussten gratis abgegeben werden. Die Nonnen sollten also der Herrschaft in Hinkunft die Kälber das Pfund zu 3 kr. ablösen und überdies noch für jedes Kalb 1 fl. 30 kr. bezahlen. 2325 Stück Eier, welche die Untertanen unentgeltlich dienen mussten, sollten entweder den Nonnen übergeben oder zu Gunsten der Herrschaft verrechnet wer- den à 1 ₰ = 9 fl. 41 kr. 1 ₰ . Das eine halbe Stunde entfernte Vikariat Altenburg trägt Mayans an nach Wind- hag zu übersetzen und dann mit einem Weltpriester zu besetzen, dieser könnte zu- gleich der geistliche Vorstand der Exnonnen sein; die Pfarrholden von Altenburg wä- ren dann einzupfarren nach Windhag und Münzbach. Bei der Entscheidung des Hofes wird es stehen, ob in Hinkunft der Stifterjahrtag abgehalten werden darf und ebenso die Feier des Portiunkulaablasses, zu welcher immer 4—5000 Personen zusammenkamen; die Tafel beim letzteren Fest kostete ungefähr 25 bis 30 fl., aber der Nutzen der Herrschaft aus dem Konsum seitens der herbeigeströmten Menge war sehr groß. Die nächst dem Kloster im Tal gelegene Peterskirche soll evakuiert werden und eingehen. Mayans fragt weiter an, ob die großenteils alten Nonnen den Medicum und Chi- rurgum und die Medikamente von Enns oder Linz auf eigene Kosten kommen lassen (d. h. von ihren Pensionen bezahlen) müssen und ob nicht der Subpriorin gleich an- dern Vorsteherinnen 1 fl. täglich gebühre, da doch das Frauenstift nicht als ein ge- meines Kloster zu betrachten sei und die Subpriorin mit aller Bescheidenheit und

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