Hintergebirge - Beschreibung eines Kampfes

MONTAG.4.JULI 1983 „Armraming^' Von HANSSTÖGMULLER Total verhärtet sind die Fronten zwischen Befürwor tern und Gegnern der Spei cherkraftwerke, die im Reich raminger Hintergebirge ge plant sind. Während sich Ex ponenten der Befürworter be schweren, daß die Gegner über ihre(durchwegs Arbeitsplatz-)Argumente sich nicht ausreichend informiert hät ten, wundem sich die Ableh ner über die Ignoranz der.Be tonierer'. Bei derjüngsten Diskussion in Reichraming ging es des halb auch weniger um die technische Ausführung der beiden Kraftwerke, sondern überwiegend um die Frage,ob es sich unsere Gesellschaft noch leisten könne, eines der letzten Naturreservate zu zer stören. Nationalpark steht ge gen Naturpark mit Kraftwerkeru Eine Entscheidungshilfe wird sicherlich das im kom menden Herbst erwartete Gutachten des Grazer Univer sitätsprofessors Wolkinger bringen, das nun im Eilzug tempo ausgearbeitet wird Sollte der Wissenschafter zu der Erkenntnis kommen, daß die Natur Vorrang vor der Energieausbeute genießen soll sollten die Politiker auch nicht vor der Entscheidung zurückschrecken; das Projekt ersatzlosfallenzulassen. Gar nicht mehr wird über einen Kompromiß geredet,der die Naturschützer zufrieden stellen könnte: Wenn man auf den oberen Stausee verzichtet, könnte die reizvolle SchluchtStrecke beim Annerlsteggeret tet werden. Gleich zu Beginn der Diskussion über das Pro jekt haben die Auftraggeber diese Möglichkeit ausge schlossen, weil dann das Pro jekt nicht mehr rentabel sei Noch nicht ins Kalkül wurde hingegen gezogen, die untere Mauer um etliche Meter auf zustocken, um den Speicher inhalt zu vergrößern. Davon will man vermutlich deshalb nichts wissen, um sich den oberen Stausee nicht zu ver bauen. Grundsätzlich ist aber zu sagen,daß der wirtschaftliche Nutzen für Reichraming sirhariich nicht so eroß awf'rlDas^Wort haben,die Leser — Das Wort haben die Leser Wegen der oft gtoßen Zahl von Lesexzusdiiiften ist die Redaktion gezwungen,eine Auswahl zu treffen und manchmal auch Kürzungen vorzunehmen. Wir bitten um Verständnis. Anonyme Leserbriefe werden nicht veröffentlicht! Umweltfreundlich Im heimatlichen „BlätteTwald" wird viel gegen die Errichtung von umweltfreundli chen Wasserkraftwerken und nur wenig „da für" geschrieben. Ich möchte nun gerne die Gelegenheit wahrnehmen und gegen einen Leserbrief, der in Ihrem Wochenblatt auf schien, Stellung bezaehen. Ein Herr Otto Sulzer macht sich darin sehr stark. Welche Mehr heit er hier vertritt, ist nicht nur mir, sondern auch vielen anderen Lesern noch nicht klar. Die frei und demokratisch gewählten Vertre tungen, der vom geplanten Kraftwerksbau Hintergebiirge betroffenen Gemeinden weisen bisher in ihrer Mehrheit ein „J a" zu diesem Projekt aus. Auch Großteile der Bevölkeruiig tendieren in dieser Richtung. Die Grundhal tung hiefür ergibt sich aus der guten Erfah rung, die man aus den Errichtungen der bis herigen Ennskraftwerke hat, egal, ob szt. OKA oder EKW dafür federführend waren. Der Unterfertigte kam 1948 aus dem Burgen land zum Kraftwerksbau Großraming und hat in seiner Tätigkeit als Mitarbeiter der .Bauleitung, so auch der Abt. Grundeinlösung und Umsiedlung seine besten Erfahrungen gemacht. Das Ennstal hat durch die Errich tung der Wasserkraftwerke auch sehr viel Positives erfahren. Und wenn man heute so gerne das erforderliche „Abstauen" ins Tref fen führt, so möchte ich daran erinnern, wel chen Torturen die Bevölkerungsteile ausge setzt waren,die vor der Errichtung der Kraft werke in den Überschwemmimgsbereichen der Enns wohnen mußten. Nach solchen Katastro phen sah das Ennstal auch nacht „grün" aus. Herr Sulzer ist im gleichen Ort beheimatet wie der Unterfertigte und müßte daher auch die Vorteile sehen, die ein umweltfreundli cher Wasserkraftwerksbau mit sich bringt, Herrn Sulzer und seine Anhänger, die sich anscheinend letzthin auch „Stromfreunde Großraming" nennen, möchte ich gerne auf einen Artikel der Zeitschrift OKA aktuell 3/84 verweisen, in dem in Bild und Inhalt auf das Stauwerk Klaus verwiesen wird. Auch hier wurde vorher yiel gelästert und heute ist man froh darüber, daß die Ennskraftwerke dort zum Wohle der heimischen Bevölkerung so „verschandelt" habenl Auch unsere Region braucht für die hier lebenden Bauarbeiter und kleinen Gewerbebetriebe Arbeit und Ver dienst. Hoffentlich gibt es bei den Kraftwerksgegnem eines Tages kein böses Erwachen, wenn eine Arbeit verhindert wird, die man che unserer Mitmenschen brauchen, um ihr, „auch" berechtigtes Dasein fristen zu können. Als pragmaitisierter, auf sicherem Posten sit zender Schull^amter sollte man doch auch auf die Interessen einer anderen Bevölkerungsschich'te, die noch dazu die Mehrheit darstellt,Rücksicht nehmen! Michael Guttmann,Großraming Wanderer-Geheimnis In letzter Zeit mehren sich Berichte und Leserbriefe, in denen von öden, stundenlan gen „Straßenhatschern" ins Hintergebirga die Rede ist, meist verbunden mit dem Wunsch nach Bau des Speicherkraftwerks, um „end lich auch in die schöneren Gebiete hinter der Großen Klause zu kommen". Es ist ein von gewissen Kreisen gut gehü tetes Geheimnis, daß von Brunnbadi aus in weniger als zwei, drei Stunden jeder Punkt im zentralen Hintergebirge erreichbar ist, und zwar ohne mehr als ein paar hundert Meter Forststraße benützen zu müssen. Ein kilome terlanges Netz zwar tmmarkierter, dafür aber in den letzten Jahren gut ausgetretener Wan dersteige leitet mühelos in.die Regionen um die Große Schlucht, das Föhrenbachtal oder die Hoch-schlacht. Eine Sanierung und weitge hende Markierung wäre übrigens seitens der Arbeitsgemeinschaft Hintergebirge bereits vorfinanziert und würde von deren Mitglie dern, dem AV und dem „Haus der Natur", Salzburg, durchgeführt. Es würde sicher kaum jemandem eänfaUen, völlig ohne Vorbereitung durch Literatur imd Kartenmaterial nach Rom, Paris oder zum Matterhorn zu fahren, um dort stundenlang nach der Engelsburg,dem Eiffelturm oder Hüt ten und Gipfelrouten zai suchen, diese nicht zu finden und darauf den jeweiligen Lokalitä ten die Schuld dafür zu geben. Gerade im Hintergebirge rächt sieh eine derartige Vor gangsweise natürlich erst recht. Wer sich — ehrlich vor sich selbst — ein ob jektives Bild über diese Landschaft machen will, möge sie sich bewußt erwandern. Jetzt im Herbst dist die beste Gelegenheit dazu! Wolfgacag Hedtzmann,Steyr 59

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