Hintergebirge - Beschreibung eines Kampfes

107.Jahr / Nr.45 11.November 1982 Erscheinungsort Steyr Verlagspostamt Steyr 4400 P.b.b. 7 Schilling IM STREIT UM DAS HINTERGEBIRGE: Ennslalgemelnden eUielllg flir den Kiliflweiksliau Am Donnerstag dieser Woche Podiumsdiskussion im Casino I Das Dllemma zwischen zwei höchst aktuellen Forderungen, Schutz der I Naturlandschaft auf der einen Seite, Energiezuwachs auf der anderen Seite, I erstreckt sich Jetzt In voller Tragwelte auf das HIniergebIrge. Die EnnskraftI warke-Aktlengesellschaft, die das Projekt eines Doppelspelchers forciert, Ist I Qberzeugt, bereits die nötigen Kompromisse eingegangen zu sein, um die I Naturlandschaft des Reichraminger Hintergebirges weltgehend zu schonen, I' doch die Initiativgruppen, die sich als Abwehrbewegung gebildet haben, sind I mit den bisherigen Kompromißvorschlägen entweder nicht zufrieden oder I wollen das EKW-ProJekt zur Gänze verhindern. Am Donnerstag dieser Woche I findet Im Casino Steyr eine Podiumsdiskussion statt, bei der die ProjektsI gegner Ihren Protest bekunden wollen. Die Podiumsdiskussion am Donners tag, 11. November, Beginn 19.30 Uhr, wird von der „Aktionsgemeinschaft Hintergebirge" mit Obmann Prof. Horst M a i ss e r, unterstützt von der „Basis gruppe — Schützt das Hintergebirge", veranstaltet. Ein gewichtiges Wort, das den Stand der „Hintergebirgsschützer" erschweren wird, ist jedoch schon am 29. Oktober gefallen, denn an diesem Tage haben die Bürgermeister der be troffenen Ennslalgemelnden Reichra ming, Großraming und Weyer-Land in einer Erklärung ihren Standpunkt präzisiert und sich eindeutig für das Kraftwerksprojekt ausgesprochen. Un terzeichnet wurde die Erklärung von den drei Bürgermeistern (Major Udo Block, SPÖ; Oberschuirat Dir. Rudolf Jaksch, ÖVP; Dir. Friedrich Gundacker, SPÖ) sowie den Gemeinderäten alier politischen Parteien in diesen drei Ge meinden. Diese Erklärung lautet: Verschiedene Presseaussendungen in der letzten Zeit sollten den Eindruck vermitteln, daß die Politiker, Insbeson dere die Gemeindevertretungen der Gemeinden Reichraming, Großraming und Weyer-Land, nicht in der Lage wä ren, die Auswirkungen dos Kraftwerks projektes im Reichraminger Hinterge birge zu beurteilen. Die unterzeichneten Gerneindemandatare, d. s. sämtliche Gemeindevertre ter der angeführten Gemeinden, stellen daher nochmals eindeutig fest, daß hin sichtlich der von der Ennskraftwerke AG geplanten Kraftwerksgruppe im Reich raminger Hintergebirge grundsätzlich volle Übereinstimmung zwischen der Kraftwerksgeselischaft und den betrof fenen Gemeinden besteht. Die Gemeindevertreter der drei ge nannten Gemeinden sind nach einge hender Prüfung der Fakten, bei denen auch die Naturschutzfrage in ihren Überlegungen eine große Rolle gespielt I Grünstreifen als Lebensraum. hat, zum Entschluß gekommen, sich für die Errichtung der Speicherkraftwerke grundsätzlich auszusprechen. Die ge wählten Mandatare von Reichraming, Großraming und Weyer-Land sind über zeugt, daß ein sinnvolles Nebeneinan der von Ökonomie und Ökologie im Reichraminger Hintergebirge auch nach der Errichtung der geplanten Speicher möglich ist. O Die Gemeinden erwarten sich durch den Bau der geplanten Kraftwerksspei cher Im Hinblick auf das hohe Investi tionsvolumen von mehr als 1,5 Milliar den Schilling und die Beschäftigung von 200 bis 300 Bauarbeltern nicht nur zusätzliche Steuereinnahmen, sondern auch eine wesentliche Belebung der örtlichen Wirtschaft während der etwa 6 bis 8 Jahre dauernden Bauzelt und eine entsprechende Hebung des zur Zelt sehr bescheidenen Fremdenver kehrs nach Fertigstellung der Kraft werksspeicher mit seinen Stauseen und deren Infrastrukturellen Maßnahmen. Das Herz des Hintergebirges mit sei nen romantischen Schluchten und Grä ben wird vom Kraftwerksbau nicht be rührt, wohl aber durch diesen wesentlicii besser erschlossen und zugänglich gemacht. Daß auch Stauseelandschaf ten eine Anziehung für Besucher aus üben, beweist der vor Baubeginn eben falls heftig umstrittene Stausee Klaus an der Steyr. Beim gegenständlichen Kraftwerks projekt sind zwar Stauspiegelschwan kungen zu berücksichtigen, doch liegen diese außerhalb der Sommermonate bzw. der Hauptwanderzeit. Natürlich muß auch eine ausreichende Wasser menge im Reichraming- und Laussabach gewährleistet sein, e Der teilweise Einstau einer attrak tiven Schlucht beim sogenannten „Annerl-Steg" wird Im. Interesse ge wichtiger Vorteile und der Erschließung mindestens gleichwertiger oder schöne rer Landschaftstelle In Kauf genommen. Nicht zu übersehen sind auch die von der Kraftwerksgesellschaft angebotenen Straßenverbesserungen, die Erschlie ßung und Erhaltung von Wanderwegen, Badeplätzen und dgl. * Da es sich in dieser Region um Struktur- und finanzschwache Gemein den handelt (ca. S'/o Bevöikerungsabwanderung in den letzten zehn Jahren), deren Situation durch den Bau der ge planten Kraftwerke wesentlich verbes sert werden könnte, müssen Personen gruppen, wie die Aktionsgemeinschaft Hintergebirge und der Naturschutzbund, zur Kenntnis, nehmen, daß sich die be troffenen Gemeinden in dieser so gra-. vierenden Entscheidung in keiner Wei se bevormunden lassen, weil diesen Personenkreisen iediglich eine beraten de Funktion zukommen kann, soferne es die Bürgermeister und ihre Gemein devertretungen wünschen. Die Bürgermeister,Vizebürgermeister, Fraktionsobmänner und Gemeinderäte der Gemeinden Reichraming, Großra ming und Weyer-Land verweisen ab schließend auf die einstimmig gefaßten Beschlüsse zur Unterstützung der Kraft werksgesellschaft und ersuchen die Mitglieder der oö. Landesregierung und alle Landtagsabgeordneten, das Vorha ben der Ennskraftwerke AG im Hinblick auf die aufgezeigten Umstände und die Arbeitspiatzsicherung positiv zu be handeln. 11

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