Hintergebirge - Beschreibung eines Kampfes

Aussichtslose Startbedingungen Schon ab Oktober 1981 gab es im Reichraminger Hintergebirge heiße Luft: Die VÖEST legten Pläne für einen Kanonenschießplatz auf den Tisch. Massiver Protest, der in der ,yAktionsgemeinschaft Hintergebirge" sein Sprachrohr fend, verhinderte diesen schlechten Scherz der in Wildwestmanier agie renden Noricum-Manager. Im Mai 1982, zwei Wo chen nach dem Abschuß der Ka nonenpläne, traten die Ennskraftwerke AG (EKW) mit einem Großspeicherprojekt mit Stau mauern von 100 und 80 Metern aufden Plan. Die Politiker gaben sich großzügig-optimistisch: Bau nm dann, wenn er einem einhelügen Wrmsch der Bevölkerung entspricht. Nach einem Treffen mit Technikem der EKW macht ihnen die ,Aktionsgemeinschaft" mit ihrer offiziellen Stellimgnahme einen Strich durch die Rechnuirg. 1. Kein Kraftwerk im Hinterge birge 2. Erstellung eines Gesamtener giekonzeptes, 3. Oflfenlegung aller Ausbaupläne der E-Wirtschaft - heute eine Selbstverständhchkeit, damals „Utopie"! In tiefer Trauet geben wir bekannt, daß die hohen Her ren In Lin^ unter der Führung von Herrn Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck und Herrn Landeshauptmann - Stellver treter Dr. Karl Grünner beschlossen ha ben, die gellebte Schlucht um Reichrandnübach auf Betreiben von Herrn CKA-Generaldlrektor Dr. Erwin Wenzl und Herrn EKW-Vorstandsdlrektoh DIpl.-Ing. Franz Ellmansberger Im Wasser versinken zu lassen. Nur ein Wunder kann dieses schöne Stück unserer Heimat noch retten. Es trauern: die ÖAV-Sektlon Steyr und viele naturliebende Bewohngr des Ennstales und ganz Oberösterreich. geselligem Charakter und Exkursionen ins Projekt gebiet intensiv betreut. Inoffizielle Absprachen über Begleitmaßnahmen wie Badeseen, Minigolfanlagen, Raststationen, Erschließungsstraßen etc. Ueßen den Gemeindegewaltigen das Wasser im Mund zusam menlaufen. Die EKW verteilte geschickt ihre Pfrün de. Demgegenüber konnten die Kraflwerksgegner keine Schonung erwarten: Eisige Ablehnung, Anpö belungen xmd Beschimpfungen in der Öffenthchkeit waren nebst dem obligaten Telefonterror an der Tages- bzw.Nachtordnimg. Die EKW,der Unterstüt- anzeige zung aller wesentlichen Medien und Pohtiker sicher, schaltete auf stur und beharrte aufihr Gesamtprojekt. Im Oktober 1982 gründeten junge Ennstaler, aufgerüttelt durch die Ignoranz der Masse und durch das selbstgeföUige Auftreten der Dorfkaiser und ihrer Höflinge die „BASISGRUPPE - SCHÜTZT DAS Hintergebirge". Die agile Gruppe erlebte einen regen Zulauf von jungen Leuten in der Region, Proponenten aus katholischen Jugendorganisationen und dem Alpenverein schlössen sich ihr sofort an. Doch die Gegenseite setzte ihre Offensive verstärkt fort. Parteien, Vereine und Multiplikatoren wurden anhand von informellen Veranstaltungen mit Entlassungen wurden angedroht und exekutiert, wobei einige Gewerkschaftsfunktionäre sich bei den Pressionen besonders hervortaten. Herbeigekarrte Bau erbeiter und kraftwerkseuphori sche Einheimische verbreiteten bei der schon legendären Podi umsdiskusion im November 1982 im Steyrer Casino eine bierwütige P ogromstimmung gegen alles Grüne. Der einstige Landeshauptmaim und damalige OKAGeneral Erwin Wenzl und seine Strom- und Betonkollegen waren in ihrem Element: Sie pro klamierten die Schaffimg von Tausenden Arbeitsplätzen, droh ten mit Netzzusammenbrüchen und Kienspan, sollte das Reichraminger Kraftwerk nicht schnell gebaut werden. Die Bürgerinitiative wurde als eine suspekte Ansammlung von arbeitsmäßig nicht ausgelasteten Lehrern,theoretisierenden Studenten und verschrobe nen Weltverbesserem gebraimtmarkt. Wenzl:„Zuerst leben und dann philosophieren, meine Freunde!" Bau-Holz Gewerkschafter und hoher SPÖFunktionär Hubert Wipplinger hemdsärmelig: „Wir werden die Naturschützer stellen, Mannfür Mann!" 10

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