Festschrift Verein Heimatpflege 2014

erzählt von Herbert Schmidinger Mein erster Tag im Steyrier Kripperl. Dezember 1947 - Wir wohnten zu dieser Zeit in der Ölberggasse. Großvater Ferdinand Schmidinger hatte es sich zur Gewohnheit gemacht seinen Weg von der Wotfemstraße ins Steyrer Krippen kurz bei uns zu unterbrechen. Eines Sonntags, es war im Advent 1947 fragte er mich: ,Herbert!, willst mitgehen ins Steyrer Krippen?' Herbert! nannte mich mein Großvater liebevoll. Na und ob ich das wollte. Ein Krippenbesuch war für uns Kinder eine willkommene Abwechslung. Die beißende Kälte die diesen Tag herrschte nahm ich auf dem Weg Ober den Stadtplatz und den Grünmarkt zum ,Steyrer Kripperr kaum war, so aufgeregt war ich. Wir kamen ins Steyrer Krippen, aber alles war noch leer und finster, war doch noch eine halbe Stunde Zeit bis zur 2 Uhr Vorstellung. Ein eigenes Gefühl überkam mich, als Großvater mich hinter die Bühne mitnahm. Freude, Furcht, Erstaunen, Neugier alle möglichen Gefühle mischten sich. Wie mir Frau Mohr und Großvater eröffneten, ich dürfe mitspielen, wurde ich sicher um einen Kopf größer. Als Helfer war man damals als erstes für die Nachtbeleuchtung verantwortlich . 2 Lampen, vor dem Vorhang angebracht, bestrahlten die Bühne. Um den Nachteffekt am Anfand des Spiels zu erzeugen, wurden vor den Vorstellungen Kartonabdeckungen die auf der der Bühne zugewandten Seite in blauem Glas ausgeführt waren Obergestülpt. So wurde die bläulichgraue Nachtbeleuchtung erzeugt Während der Vorstellung beim dämmern des Tages, wurden diese Abdeckungen wieder hinter die Bühne geholt. Meine erste und ach so wichtige Tätigkeit im .Steyrer Krippen'. Die drei Vorstellungen vergingen trotz der geringen Tätigkeit wie im Fluge, gab es doch so vieles zu sehen und zu bestaunen. Die Figuren aus nächster Nähe betrachten und bei der einen oder anderen Figur durfte ich '?ogar die Bewegung ausprobieren. Ich kam mir ganz wichtig vor. Für diese Tätigkeit drückte mir Frau Mohr nach den drei Vorstellungen -gespielt wurde um 14. 15. Und 16 Uhr - 50 Groschen in die Hand. Für mich damals ein kleines Vermögen. Am Heimweg, wir waren gerade am Stadtplatz bei der Konditorei Samwald vor einer großen Rekla.metafel für das .Steyrer Kripperl', die neben der Eingangstor zur Konditorei hing, blieb mein Großvater ganz abrupt stehen und fragte mich. ,Was hat dir denn Frau Mohr für den Nachmittag gegeben?" Ganz schür.htem, unser Großvater war eine Respektsperson, antwortete ich: .so Groschen". In seiner gutmütigen, aber doch etwas schroffen Art sagte er zu mir: ,Gib mir das Fuchzigen! ' Ich gab ihm meinen Verdienst Ober den ich so glücklich war und dachte mir dabei: ,nimmt er mir jetzt die 50 Groschen weg?" Er aber öffnete seine Geldbörse, warf das .Fuchzigen" mit Schwung hinein und entnahm ihr einen Schilling. Er gab mir den Schilling und meinte: ,Das sag ich ihr aber - (Frau Mohr) - sie soll nicht so geizig sein und dir mehr geben". Seite 52 Wir setzten unseren Weg fort. Heftiges Schneetreiben hatte mittlerweile eingesetzt, Ober die Steyrbrücke wehte eisiger Wind. Nach mehrmaligem Halt erreichten wir sicher die warme Stube in der Wolfernstraße, wo Großmutter schon wartete. Hier gab es warmen Tee und Kuchen. Mein Großvater war zu dieser Zeit bereits 86 Jahre all. Der Hintergedanke war, dass ich ihn nach den Vorstellungen heimbegleite. Vielleicht gab ihm der kleine Bub etwas Sicherheit? Von Frau Mohr bekam ich fortan 2,00 Schillinge, die sich dann entsprechend der ,Wichtigkeit' meiner Person im laufe der Jahre steigerte. ' 19 Jahre sollten es werden die ich Jeden Wmter von Allerheiligen bis Maria Lichtmess dem Krippertspiel treu blieb. Erst der eigene Tapeziererbetrieb und die Gründung einer Familie setzten dem ein Ende.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2