OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

39 und seiner aufwendigen Konstruktion eine burgenkundliche Besonderheit. [Wehrbauten von vergleichbarer Größe hatten in der Regel nur über Zisternen bzw. Keramikgefäße zum Sammeln von Regenwasser verfügt]. Im Frühjahr 2001 von der Historikerin Katharina Ulbrich ins Leben gerufen, bereitete eine eigene Forschungsgemeinschaft umgehend die Sondierung der Burgstelle vor. Da schon die erste Analyse der Keramik aus dem Brunnenschacht erstaunliche Ergebnisse gezeitigt hatte, wurde Kontakt mit der Landesarchäologin Christine Schwanzar aufgenommen, und dank der großzügigen Unterstützung durch die Gemeinde Waldneukirchen bzw. die Anwohner konnte das Vorhaben, unter der örtlichen Leitung von Josef Engelmann, im Sommer 2002 starten.84 Bald hatte man bedeutende Fundamentreste der offensichtlich bereits im 12. Jahrhundert entstandenen Burg freigelegt und dabei ein breites Spektrum an Fundgegenständen geborgen. Als geradezu sensationell müssen der vordere Teil eines Ritterschwertes aus dem 13. Jahrhundert, eine Radspore sowie mehrere Fragmente von kostbaren Noppenbechern bewertet werden. Hinzu kamen zahlreiche Keramik und Kachelofenscherben, Eisenobjekte (Pfeilspitzen, Bolzen, Beschläge) sowie ein, auf weibliche Mitbewohner85 hinweisender, Spinnwirtel. KG. Lindham, OG. Walding, VB. Urfahr-Umgebung V. Burgen undWehranlagen im Traunviertel: Teufelsturm O/13/2 Teufelsturm: Erd- und Mauerwerk in der Teufelsturmleiten beimBh. Leichberger, keine Beurkundung. (Originaler Datensatz nach N. Grabherr). Der historische Name dieser geheimnisumwitterten Burgstelle, halben Weges zwischen den Ortschaften Himmelreich und Hölle(!) auf einem markanten Sporn oberhalb der Mündung des Teufelsbaches in die Steyr gelegen, ist nicht verbürgt. Von den Einheimischen Teufelsturm genannt, gibt die Burg seit Zeiten nicht mehr viel von sich zu erkennen, außer einem verstürzten Brunnenschacht, im Volksmund die „Teufelslucka“. Diese soll nach lokaler Überlieferung der Höllenfürst persönlich ausgehoben haben. ErstewissenschaftlicheUntersuchungen reichen in die 1980er-Jahre zurück, wobei der verstürzte Schacht bis zu einer Tiefe von etwa 20 m ergraben werden konnte. Der Höhlen- und Erdstallspezialist Josef Weichenberger observierte den Brunnen anschließend genauer und hob die letzten, mit behauenen Steinen eingefassten Meter in nicht ungefährlicher, ehrenamtlicher Arbeit aus. Die zutage geförderten Keramikscherben und Kachelofenteile sowie eine von Weichenberger angefertigte, exzellente Planskizze wurden zur Basis für die spätere Gesamtuntersuchung des Schachts; bis ans Grundwasser des Teufelsbaches hinabreichend, ist er mit etwa 30 m Tiefe 84 Josef Engelmann, Die Burg am Teufelsturm. Worauf wir stehen – Archäologie in Oberösterreich. Weitra 2003, 199 f. 85 Die Forschungsgemeinschaft Teufelsturm richtete zwischenzeitlich auch eine eigene Website ein, in der Erkenntnisse der Grabungskampagne ausführlich präsentiert werden: www.teufelsturm.at (Stand 2010).

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