OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

31 lich ist schon einmal, dass eine Burg nach einer Frau benannt ist; noch mysteriöser ist deren Name, denn auch die erste Gattin des sagenhaften Hunnenkönigs Etzel (Attila) hieß bekanntlich Helche. Viele Theorien ranken sich um diese Feste und ihre Herrin – gelüftet werden konnte das Geheimnis bislang aber nicht. Franz Steinkellner etwa meint, dass die Helchenburg möglicherweise nie bestanden habe, sondern nur „auf einem Stück gesteinsbrockenübersäter Natur aufbaut“, das mit der Helche des Nibelungenliedes in Verbindung gebracht wurde.67 Andererseits sind da mehrere Schriftquellen und die erwähnten Taidingbücher,68 in denen u. a. eine Grenzziehung definiert und somit ein real existentes Objekt umrissen wird. Natürlich könnte die Burgherrin auch eine Person des Hochmittelalters gewesen sein, die zufällig denselben Namen wie die Hunnenkönigin trug. Gesetzt den Fall, die Helchenburg sei mehr als Fiktion, wirft ihre Lokalisierung Herren von Prüschenk erbaut wurde. (Nach Thomas Kühtreiber könnte die Bastion auch während der Bautätigkeiten unter Propst Konrad von Waldhausen um 1534 entstanden sein.) Sinn und Zweck der Anlage war die Überwachung der Straße und des Donaustroms.66 „Kanonenrondell“ Zwischen Burg Sarmingstein und dem Anwesen vlg. Burgner lag eine vorwiegend aus Erdwerk bestehende, unter dem Namen „Kanonenrondell“ bekannte Artilleriestellung. Die singuläre Befestigungsanlage, bereits für große Geschütze eingerichtet, dürfte 1534 durch Propst Konrad von Waldhausen zur Verstärkung der Burg Sarmingstein errichtet worden sein. Rezente Bringungswege haben auch hier ihre Spuren hinterlassen. Eine Unterschutzstellung der in Oberösterreich so gut wie einzigartigen Anlage wäre empfehlenswert. KG. undMG. St. Nikola, VB. Perg Helchenburg I/19/8 Helchenburg: Die Lagestelle der Helchenburg dürfte mit dem Erdwerk auf dem Hangsporn ober dem Dimbache, nächst dem Bh. Turnecker, KG. Struden, Grundparzelle Nr. 994c und d, gleichzusetzen sein. 1147 V.16. ad rivulum iuxta ruptum Castrum domine helchin et partem silve, que beinwalt dicitur. Quelle: oöUB II/232. (Originaler Datensatz nach N. Grabherr). Eines der geheimnisvollsten Objekte der oberösterreichischen Burgenlandschaft ist die Helchenburg, die in Urkunden und Taidingbüchern des 12. bis 15. Jahrhunderts als „gebrochene Burg der Frau Helche“ aufscheint. Ungewöhn66 Dehio-Handbuch Oberösterreich, Band 1, Mühlviertel, 2003, 744. 67 Franz Steinkellner, Werfenstein. Eine landesfürstliche Burg im Strudengau. St. Nikola 1975, 7 f. 68 Die älteste, echt urkundliche Nennung der/einer Helchenburg durch Papst Lucius III. bestätigt am 11. April 1182 oder 1183 eine Grenzziehung: „… videlicet a rivulo, qui Chrewspach dicitur, per ascensum usque ad ruptum castrum domine Helchin, item a summitate moncium, sicut nix labitur et ymbres fluunt, usque in alveum Danubii.“ Die nächste Nennung findet sich im zwischen 1265 und 1332 als Fälschung neu aufgelegten zweiten Stiftbrief des Klosters Waldhausen von 1147, und zwar in einem Zusatz, das Stegrecht betreffend: „… a loco, ubi rivulus Baeidenpach intrat in Danubium, in ascensu supra usque ad rivulum iuxta ruptum castrum domine Helchin …“ (Frdl. Hinweis von Klaus Birngruber).

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