OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

28 Erdwerk beimKastl-Gut I/17/4 Kastell: Auf dem Rücken, oberhalb des Bh. Kastel, KG. Obenberg, befindet sich die Erdsubstruktion einer namenlosen Burg (Gräben und Wälle); keine Beurkundung. (Originaler Datensatz nach N. Grabherr). Zweifellos liegt in dem Waldstück nördlich des Anwesens vlg. Kastl eine künstlich erzeugte Terrainformation vor. Der kaiserliche Rat Ludwig Benesch,60 der sich in den letzten Lebensjahren intensiv mit der Erforschung archäologischer Bodendenkmale beschäftigt hatte und namhafte Entdeckungen verbuchen konnte, interpretierte die Anlage als frühmittelalterliche Holzburg und widmete ihr in einer seiner Abhandlungen61 eine kurze Erwähnung samt Planskizze. Der Bericht von Georg Kyrle (s. o.) beschreibt sie folgendermaßen: „Auf oder knapp neben der Kote 353 gerade oberhalb des Bauerngehöftes Kastel (Ortsgemeinde Obenberg, politischer Bezirk Perg) liegt ein mäßig großes Plateau, 50 x 60 Schritte, das von einem, vielleicht auch mehreren Gräben und Wällen umgeben ist. Benesch soll seinerzeit hievon einen Plan entworfen haben. Es dürfte 1918 wurden sie von dem Prähistoriker und Speläologen Georg Kyrle56 begutachtet. Dessen damalige Beschreibung ist noch heute im Wesentlichen gültig: „Etwa 400 Schritte nördlich vom Straßenkilometer 14 liegt direkt westlich an der Straße ein stark überwucherter, seichter Wassertümpel, dessen Aushubmaterial zur Aufschüttung eines Tumulus verwendet wurde. Er ist über 4 m hoch, hält oben ein kleines Plateau, das jedoch durch Grabungen schon ziemlich tief aufgeschlitzt wurde. Zehn Schritte davon liegt ein etwas kleinerer, aber noch immer recht mächtiger, und zwischen beiden ein kleiner, mäßig gut erhaltener Tumulus.“57 G. Kyrle hatte die Hügel im Burgholz als „Tumuli“ (Grabhügel) gedeutet. Dem steht die Auskunft des heutigen Grundbesitzers58 entgegen, wonach eine vor längerer Zeit durchgeführte Raubgrabung „keine Funde“ ergeben habe. Auch die eigenartige Form der drei Tumuli weicht von der Struktur erwiesener Grabhügel eher ab. N. Grabherr selbst schwankte in der Interpretation der Hügel sowie der Altstraßenfurchen nahezu unmittelbar daneben. Seine59 anfängliche Annahme („Substruktion einer frühmittelalterlichen Fliehburg aus den Ungarnkriegen“) hat er später revidiert. Bodendenkmalpfleger Heinz Gruber vermutet, dass es sich bei den Hügeln eventuell um Aufschüttungen des Spätmittelalters oder der frühen Neuzeit (evtl. Vogeltennen?) handelt. Gewissheit kann auch in diesem Fall nur eine weitere archäologische Untersuchung schaffen. KG. Obenberg, MG. Ried in der Riedmark, VB. Perg 56 * 1887 Schärding , † 1937 Wien. 57 Georg Kyrle, Bodendenkmale zwischen Gallneukirchen und Schwertberg. Mitteilungen des Staatsdenkmalamtes 1, 1919, Punkt 20, 78. 58 Fam. Schatz, Anwesen vlg. Asperbauer (Aschbernbauer), MG. Ried in der Riedmark. Das Waldstückwird daher auch als Asperbauern-Holz bezeichnet. 59 Norbert Grabherr, Der Wehrbau und seine Entwicklung bis zur Gegenwart. Mitteilungen des OÖ. Volksbildungswerkes, 11. Jahrgang, Nr. 3/4, Linz 1961, 8. 60 * 1840 Josefstal, † 1916 Linz. 61 Ludwig (Benedict) Benesch, Die Landwehr bei Alt-Aist. Unterhaltungsbeilage der Linzer TagesPost, Linz 1905.

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