OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

16 Anstoß zu dem Nachweis, dass wir hier, lokaler Überlieferung zum Trotz,26 weder die Überreste einer Burganlage noch die Relikte eines römischen Wachturms oder gar eines „Heidentempels“ vor uns haben, verdankt sich konkret Irene und Christian Keller,27 den Autoren des im Herbst 2009 präsentierten Geboltskirchner Heimatbuchs. Schon vor geraumer Zeit hatte das Forscherehepaar Begehungen durch namhafte Archäologen und Wissenschafter initiiert, doch selbst dann war manche Frage rund um die eigenartige Fundstelle offengeblieben. Auf Anregung der Archäologin Christine Schwanzar (OÖ. Landesmuseen) wurde das Alter der ominösen Ziegel schließlich objektiv bestimmt – durch das Wiener Atominstitut mittels der komplizierten „Thermolumineszenz“-Methode. Das Ergebnis verwirrte: Die Ziegelstücke sind vor etwa 4 500 bis 6 000 Jahren gebrannt worden, also in der Jüngeren Steinzeit, lange bevor es in unseren Breiten menschliche Ziegelherstellung gab! Licht ins Dunkel brachte erst die Untersuchung einiger Proben durch das Institut für angewandte Geowissenschaften und Geophysik an der Montanuniversität Leoben: Die Wissenschafter gehen zu 99 Prozent davon aus, dass nur ein Kohlen-Flözbrand die Verziegelungen verursacht haben kann. Und dieser Erdbrand dürfte durch Blitzschlag entstanden sein. [Flözbrände sind im kohlereichen Hausruckviertel keine Resultat, dass diese durch den Abbau von Gesteinen oder Mineralien entstanden sein dürften. Seine Auffassung wird von Bodenkundler Hans-Peter Haslmayr und dem Geologen Manfred Linner im Prinzip geteilt: Der Gipfelbereich des Gronall besteht aus der sogenannten Kletzenmarkt-GlaukonitsandFormation der Molassezone; in dieser Formation gibt es Sandsteinlagen, und Sandstein war schon immer ein begehrtes Baumaterial. Man kann daher annehmen, dass er auch amGronall gewonnen wurde. Nicht minder abbauwürdig ist der Glaukonitsand, ein wertvolles, in der Landwirtschaft vor Einführung der industriellen Kunstdüngerproduktion oft als Kaliumdünger eingesetztes Mineral. (Auch Schliergewinnung kommt für das Entstehen der Terrainverformungen theoretisch in Frage). KG. Finklham, OG. Scharten, VB. Eferding (Erdwerk auf demChranall) KG. Hörstorf, OG. Fraham, VB. Eferding (O. Steinholz) Ziegelroith E/5/4 Ziegelroith: Auf der Kuppe einer Anhöhe bei der O. Buchleiten (bewaldet) kommen stets bei Aufgrabungen (z. B. Wurzelausstockungen) Ziegeltrümmer, aber auch flache, größere Stücke zum Vorschein, daher der Flurname „Ziegelreut oder -roith“; keine Beurkundung. Lit.: Kurz, Gaspoltshofen, S. 135 und mündl. Überlieferung, dass hier ein Heidentempel gestanden hat. (Originaler Datensatz nach N. Grabherr). Die wissenschaftliche Entschlüsselung des Phänomens der vor allem bei Rodungsarbeiten im Waldboden immer wieder zu Tage getretenen Ziegelstücke glückte erst vor wenigen Jahren. Der 26 Vgl. Alois Grausgruber, Sagen aus dem Hausruckviertel. Die Ahnfrau von der Ziegelroith. OÖ. Heimatblätter, Heft 1/2, Linz 1969, 44 f. 27 Irene u. Christian Keller, Das Rätsel der Ziegelroith. Bundschuh Nr. 11, Ried 2008.

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