OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

15 Eine Exkursion des Verfassers am Gronall in der zweiten Hälfte der 1970erJahre erhärtete die von Reitinger angemeldeten Bedenken: Die Geländeverformungen erbrachten keinerlei Indiz für eine Burganlage. Bis in die jüngste Zeit hielten einige Forscher allerdings an der „Burg-Theorie“ fest. Neben der verschiedentlich wiederholten Deutung des Erdwerkes als „Veste Stainsulz“ (s. o.) gab es auch Stimmen, die hier den Stammsitz der Geltinger, eines in der Gegend ansässigen Schaunberger Dienstmannengeschlechtes,24 lokalisierten. Vereinzelt wurden auch eine „frühmittelalterliche Fliehburg“ bzw. sogar ein „römischer Wachturm“ vermutet. Zur Klärung des „Falles“ kontaktierte der Verfasser im Sommer 2009 den zuständigen Bodendenkmalpfleger beim Landeskonservatorat für Oberösterreich, Heinz Gruber. Der Archäologe bestätigte an Ort und Stelle die Zweifel an der „Burg-Theorie“, aber auch die artifizielle Herkunft der Terrainverformungen.25 Nach nochmaliger Analyse gelangte Gruber schlussendlich zu dem II. Burgen undWehranlagen imHausruckviertel: Erdwerk auf demGronall B/11/1 Erdwerk auf dem Chranall: Auf dem Kranall bzw. Chranol genannten Höhenrücken bei der O. und KG. Finkenham befindet sich die Erdsubstruktion einer großen Burg. Da sich keinerlei Beurkundung einer Burg dieses Namens findet – 1592 ain holz genant das Khranol – ist anzunehmen, dass hier die Burg Stainsulz gestanden hat (siehe B4/1). (Originaler Datensatz nach N. Grabherr). Merkwürdige Geländeverformungen wecken automatisch den Spürsinn und die Phantasie des forschungsbegeisterten Fachmanns. So signalisierte ein Heimatkundler in den 1960er-Jahren am Gronall-Berg21 bei Finklham angesichts auffallender Terrainspuren im nördlichen Gipfelbereich eine „bislang unbekannte Burganlage“. Die von Josef Reitinger wenig später absolvierte Begehung verlief ergebnislos – ein dichter Jungwald und eine Umzäunung verwehrten obendrein einen vollständigen Überblick. Reitingers Monografie über die ur- und frühgeschichtlichen Funde in Oberösterreich (1968) erwähnt die „Burgstelle“ am Gronall ausdrücklich unter Vorbehalt;22 diese Notiz dürfte Grabherr für sein eigenes Handbuch ohne die bewusste Einschränkung übernommen haben. Problematisch erscheint auch sein Versuch, die 1318 und 1331 urkundlich genannte „Veste Stainsulz“ am Gronall festzumachen; schon aus sprachwissenschaftlicher Sicht ist die Lagestelle dieser mittlerweile gänzlich abgekommenen Burg in der etwa 3 km entfernten Ortschaft Steinholz anzunehmen.23 21 Der Berg, der von N. Grabherr und J. Reitinger als „Chranall, Kranall, Chranol“ etc. bezeichnet wird, ist in der Österreich-Karte als Gronall (Kote 432 m) eingetragen. 22 Josef Reitinger, Die ur- und frühgeschichtlichen Funde in Oberösterreich. Linz 1968, 386 u. 449. 23 Erwin Hainisch, Denkmale im politischen Bezirk Eferding. Linz 1933, 80. 24 Die tatsächliche Lagestelle des Sitzes Gelting befand sich am Fuße des Gronall Berges, und zwar beim Anwesen vlg. Geltinger (KG. Hundsham, OG. Buchkirchen). Der Burgstall westlich des Gutes war in den 1970er-Jahren noch erkennbar, wurde aber zwischenzeitlich einplaniert. 25 Die Verformungen bestehen aus länglichen (Entnahme-)Gräben und (Schutt-)Hügeln, die „wirr“ am gesamten nördlichen Gipfelbereich verteilt sind.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2