OÖ. Heimatblätter 2011 Heft 1/2

106 Denn bereits nach seinem ersten Studiensemester brach der Erste Weltkrieg aus, und Franta verließ Wien, um im Linzer Hausregiment Nr. 14 als Freiwilliger zu dienen. Lebens- und Schaffensjahre in Tomsk, Sibirien Vermutlich hatte der am Linzer Gymnasium angebotene Schießunterricht Franta mit dem Wesen des Wehrdienstes bereits bekannt gemacht. Den Kurs hatte Hauptmann Josef Wittek von Saltzberg von eben diesem 14. Infanterieregiment geleitet.37 Was als einjähriger Dienst gedacht war, sollte Franta sieben Jahre lang in Russland halten; er kämpfte nur wenige Monate lang an der Ostfront in Galizien, bevor er in die Hände des Kriegsgegners geriet. Die russische Gefangenschaft, die ihn über Kharkov, Kiev und Moskau nach Sibirien führte, brachte Franta neben leidvollen auch durchaus positive Erfahrungen – und insbesondere künstlerische Inspiration. Er, der vielseitige Talente hatte und einen ungewöhnlichen Einfallsreichtum an den Tag legte, Dies war die erste von insgesamt 46 nachgewiesenen Ausstellungen, an denen sich Hans Franta im Lauf seines Lebens beteiligen sollte. Von achtzehn Ausstellungen mit oberösterreichischen Künstlervereinigungen fanden dreizehn im Rahmen des Oberösterreichischen Kunstvereins zwischen 1913 und 1937 statt, später nahm er auch an Schauen der Berufsvereinigung bildender Künstler Oberösterreichs, des Künstlerbundes Oberdonau und des Oberösterreichischen Künstlerbundes teil. In all den Jahren der Vereinsmitgliedschaft, in denen Kollegen Einzelausstellungen – unter Themen, zu denen er mit Leichtigkeit ganze Säle hätte füllen können – gewidmet und Preise zuteil wurden, sollte Franta keine solche Würdigung erfahren.35 Kurz darauf ging Hans Franta nach Wien, um mit dem Sommersemester 1914 sein Studium zu beginnen. Er inskribierte allerdings nicht an der Kunstuniversität, sondern an der philosophischen Fakultät, wo er hauptsächlich kunstgeschichtliche Vorlesungen bei namhaften Professoren belegte. So hörte er Geschichte der deutschen Literatur von Goethes Tod bis in die Gegenwart bei Prof. Walther Brecht, Quelle, Tatsache und Begriff in der Kunstforschung bei Prof. Josef Strzygowski, Geschichte der abendländischen Kunst imMittelalter II bei Prof. Max Dvořak, Geschichte der französischen Kunst des 15. Jahrhunderts II Malerei bei Dozent Julius Hermann und Erklärung griechischer Vasenbilder bei Prof. Emil Reisch mit insgesamt elf Wochenstunden.36 Die zweite heimische Ausstellungsbeteiligung Hans Frantas, und zwar mit dem Oberösterreichischen Künstlerbund, sollte erst auf das Jahr 1922 fallen. 35 u. a. Karl Hayd ‚Rund um den Traunsee‘ 1935, Sonderausstellung Anton Lutz 1935, Richard Diller ‚Ein Maler erlebt die Polarwelt‘ 1937. Das Künstlerduo Leo Adler und Franz Glaubacker stellte gleich dreimal gemeinsam Reise-Eindrücke aus in ‚Eine Malreise nach dem Süden‘ 1932, ‚Kennst Du das Land…‘ 1933 und ‚Aus Nord und Süd‘ 1937. Auszeichnungen erhielten 1931 Anton Lutz, Franz-Xaver Weidinger und Switbert Lobisser, 1935 Wilhelm Schnabl, Heinrich Strahammer und Marianne Woitsch, 1936 Leo Adler, Franz Glaubacker undWilhelm Traeger 36 AUW, Philosophisches Nationale Hans Franta, Sommer Semester 1914 37 „62. Jahresbericht des K.K. Staats-Gymnasiums zu Linz über das Schuljahr 1913“, S. 53

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