OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

191 Da der ErsteWeltkrieg ausgebrochen war, ehe ein Gesuch für die Konzessionierung der Eisenbahnstrecke zwischen St. Florian und Steyr eingereicht werden konnte, blieb Steyr die Beeinträchtigung seines Stadtbildes durch den Eisenbahnbau erspart. Später sollten statt der Eisenbahn Autobuslinien für die Verbesserung des Nahverkehrs in Richtung Linz sorgen.89 Nur in wenigen Fällen blieb den Initiativen Michael Blümelhubers der Erfolg versagt. Auf seinen Bericht an die k. k. Zentralkommission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmäler über die Adaptierung des Sterbehauses Josef Werndls durch Prinz Ludwig von Sachsen-Coburg-Gotha (* 15. 9. 1870, † 23. 1. 1942) ließ der Thronfolger mitteilen, dass er „nicht in der Lage sei, in dieser gen finanzieller Sorgen hinsichtlich der notwendigen Neueindeckung des Kirchendaches hatte der Pfarrgemeinderat bereits eine Verkaufsvereinbarung mit einem Kunsthändler aus den USA getroffen. Blümelhuber musste seine ganze Autorität und seine Beziehungen als Korrespondent des Bundesdenkmalamtes in die Waagschale werfen, um diesen Handel, gemeinsam mit dem neuen Pfarrer von Frauenstein Anton Haberkorn (1909–1921), zu unterbinden.86 Ab dem Jahr 1909 wurde die Planung einer Eisenbahnlinie von St. Florian nach Steyr in Angriff genommen. Dabei war eine in das Zentrum von Steyr führende Trasse ins Auge gefasst. Die Endstation hatte man beim Roten Brunnen vorgesehen, also an jener Stelle, wo Gleinker Gasse, Sierninger Straße und Kirchengasse zusammentreffen. Obwohl ein Vertreter der Zentral-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale die Auffassung vertrat, dass diese Trassenführung das Interesse des Heimatschutzes und der Denkmalpflege nicht tangiere, befürwortete Michael Blümelhuber eine andere Projektvariante, bei welcher der Bahnverlauf von Gleink zum Posthof und weiter durch die Schlüsselhofgasse über die Steyr- und Ennsbrücke zum Bahnhof führen sollte, und bekannte sich am 12. Oktober 1911 in einem Zeitungsinterview nachdrücklich zu seinem Standpunkt. Der Flügeladjutant des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand, Carl Freiherr von Bardolff,87 verdächtigte Blümelhuber hier allerdings einer gewissen Eigennützigkeit, weil die von ihm vorgeschlagene Trasse auch am Meister-Atelier vorbeigeführt hätte, und lehnte eine neuerliche Vorlage an den Thronfolger ab.88 86 Vgl. Watzinger – kutschera (1965), S. 75 f. und Watzinger (1982a), S. 63. Michael Blümelhuber hat sich im Jahr 1918 noch einmal um dieses wahrscheinlich durch Kaiser Maximilian I. persönlich in Auftrag gegebene Gnadenbild bemüht. Die Sicherung des vom Holzwurm befallenen Bildes durch Hofrat Johann Bolle erfolgte auf seine, Blümelhubers, Veranlassung [Diesen Sachverhalt bezeugen eine Korrespondenzkarte vom 6. August 1918 im Besitz von Professor Friedrich Mayr, Enns, sowie die Mitteilungen der Zentralkommission für Denkmalpflege, Band XVI, Wien 1918, S. 114]. Blümelhubers Interesse an der engsten Heimat zeigt sich auch darin, dass er den noch heute vorhandenen, aus Holz geschnitzten Rahmen für die Krippe des Wallfahrtsortes Christkindl entwarf. 87 Carl Freiherr von Bardolff (* 3. 9. 1865Graz, † 17. 5. 1953 ebenda) war als Nachfolger von Alexander Brosch, Edler von Aarenau, Flügeladjutant und Führungsoffizier in der Militärkanzlei des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand. 88 Brückler (2009), S. 221 f. 89 Eine ausführliche Schilderung der Kontroversen um den geplanten Eisenbahnbau zwischen St. Florian und Steyr bieten watzinger – kutschera (1965), S. 77–84.

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