OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

110 ist, ob die Neandertaler bereits diese „modernen“ Technologien beherrschten. Die Datierung Der hohe Anteil an Artefakten mit Levallois-Technik macht eine relative Datierung des Fundkomplexes in die mittelpaläolithische Epoche des Moustérien möglich. Zwei sehr grob zugerichtete, im weiteren Sinne als Faustkeile zu klassifizierende Geräte lassen möglicherweise eine ältere, nicht näher bestimmbare Phase innerhalb des Mittelpaläolithikums erkennen. Der kleinere Teil der Gerätschaften mit den Charakteristika vermeintlich moderner HerstellungsmeHornsteine, Radiolarite und Quarzite verteilt. Während bei den Längen- und Breitenwerten die Rohstoffe keine Rolle spielen, sind die Quarzitgeräte aber eindeutig etwas dicker. Das liegt an der höheren Körnigkeit der Quarzite. Demgegenüber stehen ab dem Jungpaläolithikum gebräuchliche, vermeintlich „moderne“ Methoden, Klingen und Abschläge von konischen Kernen direkt oder mit Zwischenstück (Punch) abzuspalten. Sonderformen wie Bohrer, Stichel und vor allem Kratzer wurden fast ausschließlich konventionell in der sogenannten volumetrischen Technik gefertigt. Das Gleiche gilt für die Klingen, die mit wenigen Ausnahmen volumetrisch hergestellt wurden. Die zentrale Frage Abb. 3. Levallois-Technik in der Freilandstation von Ernsthofen, Bezirk Amstetten, NÖ. 1 Kernpräparationsabschlag (Restkern) aus Quarzit mit dorsalemAbschlagnegativ, Länge: 6,20 cm. 2 Spitze aus Radiolarit, Länge: 4,70 cm.

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