OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

176 zeit. Blümelhuber hatte die Aufgabe erhalten, im Schloss Cumberland bei Gmunden, das Kronprinz Ernst August, Herzog von Cumberland und Braunschweig-Lüneburg, Sohn Georgs V. von Hannover, von 1881 bis 1886 als standesgemäßen Wohnsitz im Exil erbauen ließ,30 ein kunstvolles Eisengitter zu erneuern. Dabei brachte der Herzog den wäre, kam deshalb nicht in Frage. So trat Blümelhuber 1880, als Fünfzehnjähriger, in die Steyrer Versuchsanstalt und Lehrwerkstätte ein, wo er auch Anton Petermandl und die künstlerisch-kulturelle Vielfalt von dessen Messersammlung kennenlernte. An eine eigene Lehrtätigkeit, wie sie Gustav Ritzinger für den talentierten Künstler vorschwebte, dachte Blümelhuber aufgrund seines Gebrechens nicht, statt dessen hatte er sich eine eigene Werkstätte zum Ziel gesetzt. Er nahm eine Hypothek auf und machte sich am 15. Juli 1885 als Messerschmied und Schwertfeger mit Sitz und Werkstätte in der Sierninger Straße 14 in Steyr gewerblich selbständig. Als Gesellenstück hatte Blümelhuber die so genannte „Messererkette“ angefertigt, eine Uhrkette bestehend aus neun Taschenmessern in der Länge von zwei Zentimetern sowie aus einem fünf Zentimeter langen, in einer Scheide steckenden und durch das Westenknopfloch zu ziehenden Türkensäbel.28 Aus dieser Zeit der selbständigen Geschäftstätigkeit stammen offenbar auch ein an der Klinge signiertes Messer mit Hirschhorngriff und eingearbeitetem äsendem Rotwild29 sowie weitere ähnliche Arbeiten. 1889 gewährte die Stadt Steyr Michael Blümelhuber die Möglichkeit zur Fortbildung in Deutschland. Nach seiner Rückkehr hielt er am 30. September 1889 vor der Monatsversammlung des Gewerbevereins des Industriebezirkes Steyr ein Referat über „Die IndustrieVerhältnisse Solingens“, das im Druck erschien. 1892 kam unverhofft das Ende seiner nahezu zwanzigjährigen Leidens28 Die Messererkette war nach dem Tod Michael Blümelhubers in langjährigem Besitz von Hans Gerstmayr. Vgl. Lettner (1985), S. 21; (Red.) Stieber (1998), Kat.-Nr. 3.1.7.2.1. auf S. 586 (mit Abb.). 29 Vgl. (Red.) Stieber (1998), Kat.-Nr. 3.1.7.2.2. auf S. 586. 30 Oberhammer (1983), S. 20. Michael Blümelhuber. Portraitaufnahme nach 1892.

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