OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

119 ßerer Zahl gepflanzt, sind ein weiteres Beispiel für diese Mixtur aus Esoterik, Archäologie und viel Phantasie. Verwiesen sei unter anderem auf den „Kelten. Baum.Weg“ in St. Georgen im Attergau, der mit Mitteln der öffentlichen Hand aufwändig als Tourismusmagnet errichtet wurde; einzelne Stationen sind verschiedenen (archäologischen) Themen gewidmet, und auf durchaus reizvolle Weise wird Naturkundliches auch Kindern vermittelt. Die thematisch verbindende Spange ist und bleibt dabei der Begriff „Kelten“. Noch ein, lokales, Beispiel: Auf der Rückseite von Heft 3/2008 bewarb das „Eurojournal“ den „Keltischen Baumkalender“ in Form von 13 Gemälden, vierfarbig. Nicht zu vergessen die sprunghafte Flut von Publikationen über „Kultplätze“ und „Naturheiligtümer“ – Neuerscheinungen, die sich laufend auf vermeintlich „Keltisches“ bzw. real Archäologisches beziehen und nicht nur in Oberösterreichs Buchhandlungen zu finden sind. Wie steht die Prähistorische Archäologie nun zu derlei Vermischungen von (esoterischen) Glaubensvorstellungen und (archäologischen) Daten? Traditionellerweise beschäftigt sich die archäologische Forschung mit mehr oder minder „harten“ Fakten – Grabungsbefunde und Fundmaterial bilden die Basis für im Idealfall nachvollziehAlte Kelten – neue Druiden Archäologie, Neuheidentum und der Keltenbegriff Von Jutta Leskovar „(E)ine revidierte Betrachtungsweise des Keltentums in Britannien (hat) dazu geführt, dass wir den Druiden nicht nur als eine keltische Autoritätsfigur der klassischen Periode verstehen dürfen, sondern ebenso als Vertreter eines Gebäudes religiöser Glaubensüberzeugungen und Praktiken, die vielleicht schon von 7000 v. Chr. bis zum fünften Jahrhundert n. Chr. existiert haben, um dann gut ein Jahrtausend im „Untergrund“ zu verschwinden, um im sechzehnten, siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert neu aufzutauchen. Im Licht dieses Wissens geht ein wachsender Kreis von Forschern heute davon aus, dass die Steinkreise von Vorläufern der Druiden erbaut wurden, eben von den so genannten Proto-Druiden.“1 Dieses Zitat macht es deutlich: neben dem wissenschaftlichen Keltenbegriff, der nicht so einheitlich ist, wie diese Formulierung glauben machen könnte, gibt es mindestens noch einen weiteren: „Die Kelten“ (bzw. „die Druiden“) werden von einer großen Anzahl von Personen als TrägerInnen einer prähistorischen Religion betrachtet, die wiederbelebt werden kann. Zwischen Esoterik, Sehnsucht und Phantastik Archäologische Hinterlassenschaften werden als Argumente für diese Meinung herangezogen, die nicht nur in Büchern und im Internet verbreitet wird. „Keltische Baumkreise“, neuerdings auch in Oberösterreich in immer grö- 1 Carr-Gomm 2004, S. 157 f.

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