OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

240 runter zahlreiche Autographe der komponierenden Domkapellmeister undDomorganisten. Dem Katalogtext geht jeweils eine kurze Darstellung der Entwicklung der Pfarre, der wirtschaftlichen und kulturellen Tätigkeit der Bevölkerung und der wichtigsten Daten zur Pflege der Kirchenmusik voraus. Dabei werden Orgelbauten, Inventare von Musikinstrumenten und Musikalien sowie die Chorregenten und Organisten, die oft zugleich auch Kopisten der Musikalien waren, angeführt. Hier gibt es auch Hinweise auf die geographische Nähe zu wichtigen Kirchen bzw. Klöstern. Die Kataloge enthalten folgende Angaben zu den Werken: Namen der Komponisten mit Lebensdaten – P. Hartmann Paul von An der Lan-Hochbrunn wurde irrtümlich unter seinem Vornamen eingereiht (Altmünster, S. 57) –, Titel des Werkes, Besetzung, Nennung inWerkverzeichnissen, Datierung, Kopist, Notenmaterial (Stimmen u. dgl.), Wasserzeichen, Incipit, neue fortlaufende Katalognummer, Aufführungsdaten, frühere Besitzer, Anmerkungen mit aufschlussreichen Daten zu Komponisten, Kopisten oder Vorbesitzern, Signatur. Daran schließen noch Personenregister, Literaturliste, Konkordanzen von alten und neuen Signaturen an. Die wichtigen, den einzelnen Katalogtexten angefügten Anmerkungstexte hätte man teilweise kürzer formulieren und mehrfache Wiederholungen etwa durch einen Seitenverweis auf die erste Nennung vermeiden können. Die darin mehrmals gleichlautenden biographischen Angaben zu Kopisten und Vorbesitzern sowie zum Zeitpunkt der Übergabe des Notenkonvolutes sollte man in die Einleitung integrieren, da diese über die Verwendung an der Kirche und die Zusammenstellung und Entstehung des Musikalienbestandes berichten. Der praxisorientierte Kirchenmusiker würde sich in der Druckfassung des Kataloges bei den Vokalincipits auch den unterlegten Text wünschen, denn so hat man diese Werke „imOhr“. Die nach den vom Internationalen Quellenlexikon der Musik (RISM) vorgegebenen Richtlinien erstellten Kataloge erfüllen alle Erwartungen und Fragen, die bei der Benützung entstehen können. Lediglich bei den Abbildungen wären auch Notenblätter als Schriftmuster von wichtigen Kopisten oder auch Autographen aufschlussreich gewesen. Mit Interesse erwartet man weitere Kataloge über die erhaltenen Musikalienbestände aus kleineren und größeren Kirchen Oberösterreichs. Dem Verlag ist für die ansprechende äußere Gestaltung, die auch den praktischen Anforderungen eines häufig benützten Handbuchs gerecht wird, zu danken. Karl Mitterschiffthaler Spiegelbild des Musiklebens und nicht selten auch der daran beteiligten Kirchenmusiker/innen. Hier erfährt man auch, wie weit und wie rasch – mancherorts erst relativ spät oder überraschend bald nach der Entstehung – die Werke der großen und kleinen Meister verbreitet wurden; wie häufig oder selten sie aufgeführt wurden, evt. auch in einer den eigenen Gegebenheiten angepassten Bearbeitung. Auch von ausgeschiedenen Werken sind noch Spuren erhalten. Mehrmals wurden Umschläge solcher Musikalien gewendet und neuerlich beschriftet. Die drei hier vorgelegten Musikalienkataloge stammen von Kirchen sehr unterschiedlicher Bedeutung. Dabei spielen auch Einwohneranzahl und die soziale Konstellation einer Pfarre und der Bildungsstand der Kirchenmusiker eine wichtige Rolle. Altmünster am Traunsee entspricht vielen Dörfern bzw. Pfarren mittlerer Größe. Ein großer Teil der Bevölkerung war in der Landwirtschaft tätig; seit Mitte des 19. Jahrhunderts tritt auch der Fremdenverkehr als wichtiger Faktor hinzu. Der Markt Weyer an der Enns war bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts eng mit dem Eisen verarbeitenden Gewerbe verbunden und hatte sich neben Steyr undWaidhofen zu einem Wirtschaftszentrum mit einer entsprechenden Sozialstruktur entwickelt. Beide Pfarren haben auch einen nicht geringen Anteil an bäuerlicher Bevölkerung. In Altmünster und Weyer wurden für den Kirchenmusikdienst die Lehrer beauftragt. Der Linzer Dom, „als welcher“ über hundert Jahre die Ignatiuskirche/Alter Dom wie auch die Stadtpfarrkirche fungierten (weshalb auch für die Kirchenmusik Personalverpflichtungen an beiden Gotteshäusern bestanden), diente vor allem der Liturgie des Bischofs sowie des Domkapitels und hatte auch Vorbildfunktion für die Kirchen des Bistums. Hier konnte vor allem im 19. Jahrhundert ein an aktivem Musizieren interessiertes Bürgertum als Sänger und Musiker neben den Chorvereinigungen und dem Musikverein herangezogen werden. Dem entsprechend bestellte man auch höher gebildete und erfahrene Musiker und Komponisten. In keinemder drei Kataloge liegen sämtlicheMusikalien vor, da neu bestellte Chorregenten die von ihnen nicht mehr verwendeten Werke oft aussortierten. Die Musikaliensammlung der Pfarre Altmünster umfasst 38 handschriftliche und 113 gedruckteWerke, wobei die Sammelbände und die darin enthaltenen Einzelwerke gezählt werden. In Weyer sind 183 handschriftliche und 222 gedruckte Kompositionen erhalten. Das aus mehreren Teilen bestehende und disloziert aufbewahrte Notenarchiv des Linzer Domes umfasst 389 Handschriften und 119 Druckwerke, da-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2