OÖ Heimatblätter 2010 Heft 3/4

220 ständigen Umkrempelung der Programmstruktur genügt … Das besondere Interesse galt an diesem Tag jedoch der Ankunft Adolf Hitlers, die zum internationalen Medienereignis avancierte und auch im Radio massiven Niederschlag fand. ReichsSendeleiter EugenHadamovsky, der Hitler von Berlin aus begleitet hatte, war im bayerischen Mühldorf zu den Übertragungswagen des Rundfunks gestoßen, um die Ankunft des Diktators in Braunau live aufzunehmen. Der hielt sich in seiner Geburtsstadt aber nicht lange auf, sondern setzte seinen Weg unverzüglich fort. Den stellvertretenden MagdeAuftrag von Gauleiter Eigruber gehaltenen Rundfunkrede verkündete Dr. Anton Fellner, dass die „Machtergreifung“ im ganzen Land „in vollster Ruhe und Disziplin“ vor sich gegangen sei, und schloss mit den – in der Retrospektive schwarz umrandeten –Worten: „Der Tag für Freiheit und Brot ist angebrochen. Heil unserem Führer …“.26 Als am Morgen des 12. März der Wiener Sender den Betrieb wieder aufnahm, meldete sich nicht die RAVAG, sondern der „Deutschösterreichische Rundfunk“. Deutschland- und HorstWessel-Lied, ein „Gruß des nationalsozialistischen Österreich an den Führer“, Zitate aus „Mein Kampf“ und Wiederholungen der Reportagen der vergangenen Nacht wechselten mit Durchsagen und Befehlen an die Parteiformationen.27 Eine winzige Spanne Zeit hatte zur voll26 Wagner-Tomkowitz: Ein Volk, Ein Reich, Ein Führer, Der Anschluß Österreichs. München 1968, 287–289. Linzer Tages-Post, Nr. 59, 12. 3. 1938, 2, 9. 27 Venus, Bis zum Ende gespielt, 118. 12. 3. 1938: SS im besetzten Linzer Sender. Rechts Stationsleiter Dipl.-Ing. Alfred Klimesch († 1999). Foto: Archiv der Stadt Linz

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