OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 1/2

Sogar auf die Ausgestaltungjedes Stadeltores wurde Mühe verwendet. Man schnitt es nicht einfach als Rechteck aus, wie man es heute tut. Jedes Stadeltor, in diesem wieder die kleine Tür, war bogenförmig, was sich in der Schalung darüber wiederholte. Dazu kam die Kunst fertigkeit der Schmiede, die schön geschwungene Bänder und Fenstergitter schmiedeten. Riemenböden, Rüstbäume Einst waren Riemenböden allgemein üblich. Sie verschlangen sehr viel und bestes Holz. Sie bestanden aus der in den Wänden eingelassenen, vom Rüstbaum getragenen Decke aus schmalen Pfosten, von denen immer einer zwei nebeneinanderliegende überdeckte. Aufdieser Decke des unteren Geschosses lag, aus möglichst breiten Bodenbrettern bestehend, der Fußboden des Obergeschosses. Über dem Obergeschoß legte man statt eines Riemenbodens einen „Düppelboden", der aus starken Seitenteilen von Biochen bestand, die mit der Rundung nach oben gelegt wurden. Zwischen sie wurde Sand geschüttet. Darauf wurden die Bodenläden genagelt. Die Decke wurde — von dem, der es vermochte — aufs schönste ausgestaltet, die Kanten der Deckenpfosten wurden abgeschrägt und gemustert, der Rüstbaum wurde mit Schnitzereien versehen. Damit der starke Rüstbaum nicht „arbeiten" konnte, sich unter dem Einfluß der Temperaturunterschiede nicht veränderte und keine Risse bekam, wurde er durch zahl reiche kleine Keile an der Oberseite bis zum „Kern" aufgespalten. Dadurch erhielt er einen trapezförmigen Querschnitt, den man auch durch stärkeres Aushacken an der Unterseite verstärkte. Leider wurden im Lauf der Zeit sehr viele Riemendecken verschalt, verlattelt, verputzt und geweißt. Häufiger als in anderen Gebieten findet man sie noch unversehrt in Bauernhäusern des Gebietes Ischl-Wolfgangsee. Es gelingt in zahlreichen Fällen, die Besitzer von der Schön heit und Erhaltungswürdigkeit ihrer Riemendecken zu überzeugen. Hier und dort, im inneren Kammergut wie auch an seinen Randgebieten, zum Beispiel in St. Georgen im Attergau, trifft man noch auf besonders schön geschnitzte Holzdecken. Forscht man nach, wer so schöne Riemendecken und Rüstbäume schnitzen ließ oder selber schnitzte, so trifft man vielfach auf Waldmeister, Holzmeister und Hofzimmermeister. Die Salzkammerguthäuser zeigen in ihren Grund- und Dachformen Gleichmaß, in der Ausgestaltung der Einzelheiten viel aufgewendete Mühe, Sorgfalt und Liebe. Das ist nicht nur an größeren Gebäuden, sondern auch an Klein- und Kleinsthäusern wahrzunehmen. Sie sind Ausdruck des Ordnungs- und Schönheitssinnes seiner Bewohner. Wie arm — materiell gesehen — waren die Berg-, Sud- und Waldarbeiter und Kleinbauern, die sie bauten, verglichen mit ihren heutigen Nachfolgern! Welch schöne Häuser von aus geprägter Eigenart, die im Einklang mit der Landschaft stehen und deren „Baugesicht" prägten, schufen sie jedoch! Seiner Bauten wegen nennt R. Heckl das Salzkammergut eine „Landschaftspersönlichkeit". Die Gehöfteformen im Salzkammergut Die Einflußnahme der Hofkammer und des Salzoberamtes Gmunden auf das Bauwesen im Salzkammergut bezweckte Seßhaftmachung von Berg-, Sud- und Waldarbeitern und zugleich Holzersparnis. Nicht betrafsie die Bauformen an sich, auch nicht die Gehöftformen. Diese sind bodenständig, sie sind kultur- und siedlungsgesehichtliche Gegebenheiten. An den ursprünglichen Gehöftformen hält der Bauer fest; er oder seine Söhne nehmen sie in

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2