OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 1/2

Mit keinem Wort ist in der „Allgemeinen Verordnung in Bausachen der Untertanen" Salzburgs etwas über die Form der Häuser oder der Dächer ausgesagt. Das beweist, daß die Bauernhausformen im Pongau und Pinzgau und die halbsteilen Satteldächer durchaus bodenständig, also aus den Baugewohnheiten der Bewohner erwachsen sind und sich für sie als zweckmäßig erwiesen haben. Das Wolfgangseehaus mit dem aufgesteilten Dach, dem weiten Dachvorsprung und dem über die Giebelseite reichenden Gewandgang verbreitete sich über Thalgau und Fuschl bis Hofsowie in die schönen Talschaften der Elmau, bis Faistenau-Hintersee und in die Tiefbrunnau,in welchen Gebieten vorher das Rauchhaus geherrscht hat. An den in Pfetten eingeschnittenen Jahreszahlen ist die Ausbreitung der aufgesteilten Dächer zu verfolgen. Feuerstätten Im Bemühen, der Entwicklung der Feuerstätten in Gebäuden nachzuspüren,stellen wir als einfachste Art den offenen Herd fest. Er wurde bis in eine Höhe, in der man stehend bequem hantieren konnte, aufgezimmert oder aufgemauert, seine Heizfläche mit Steinplatten oder Ziegeln ausgelegt. Auf ihr wurde das Feuer angezündet und der eiserne Dreifuß als Kochgestell darübergestellt. Ein auf einem hölzernen Schwenkarm über das Feuer oder von ihm weg zu bewegender Kupfer kessel diente dazu,auch größere Mengen Wassers zu erhitzen(Abb. 14). In Mannshöhe war die Feuerstätte durch den „Feuerhut" oder „Ofenhut" überwölbt. Erst dessen Erfindung machte es möglich,ohne Brandgefahrim Haus offenes Feuer zu unterhalten. In Holzhäusern wie in Almen war die Herdecke mit Steinen oder Ziegeln gemauert. Erkundungen über abgebrochene Feuerhüte im Mondseegebiet ergaben, daß die alten Feuerhüte aus mit Grannen, in einigen Fällen auch mit Strohlagen vermengtem Lehm be standen. Sie wurden jedenfalls mittels eines Gewölbegerüstes aufgeführt, das entfernt wurde, sobald die Lehmschichte gefestigt war. Beim Abbruch erwiesen sich die Feuerhüte als sehr hart, sie mußten mit Kraftaufwand zerschlagen werden. In einem Fall war ein aus Hasel ruten geflochtenes Gewölbe oben und unten dick mit Lehm bestrichen (Haus Pointinger®®). Die Kranzbalken vermochten solche Feuerhüte leicht zu tragen. Als man sie später auch mauerte und sie dadurch wesentlich schwerer wurden, mußten die Kranzbalken entweder mit den Deckentramen verbunden oder durch hölzerne Ecksäulen gestützt oder von Seitenmauern getragen werden. Der Gewölbebogen über dem seitlichen Kranzbalken war ebenfalls mit Lehm oder Ziegeln abgeschlossen. Der aufsteigende Rauch sammelte sich im Gewölbe und konnte nur unter den Kranzbalken abziehen. Hochsteigende Funken,in der Mundart„Gan" genannt, wurden im Gewölbe aufgehalten, verglühten und sanken als Flugasche auf den Herd zurück. Keines falls konnten sie unter den Kranzbalken glühend hervorstreichen und einen Brand entfachen. Der Feuerhut war ein absolut sicherer Funkenfilter. Der Rauch zog ursprünglich, wie noch in Almhütten zu sehen ist, zwischen dem Dachstuhl unter das Dach und durch Luken und Schindelfugen ins Freie. Als man über den Herdraum eine Deckelegte,hatte man die Küche bzw.eine geschlossene,zu erwärmende Stube. Dem Rauch mußte eine Abzugsmöglichkeit geschaffen werden. Als man ihn durch hochgesetzte Rauchfenster und durch eine Öffnung über der Stubentür abziehen ließ, hatte man die Rauchstube. Als man den unter dem Feuerhut hervorziehenden funkenfreien Rauch durch einen zunächst aus Brettern gefertigten Trichter fing und durch einen ebenfalls hölzernen Schlot vorerst '® Rauchküchenhaus Pointinger,Au,Gemeinde Unterach,siehe E.Koller,„Ein kaminloses Rauchküchenhaus". O.Ö. Heimatblätter 1960, Heft 1.

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