OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 1/2

Dr. Franz Roitinger Am 12. Mai 1968 ist Dr. Franz Roitinger unerwartet inmitten der Vorbereitung für einige größere Aufsätze, die das Institut für Landeskunde von Oberösterreich veröffentliehen wollte, in seinem Heim in Wien II,Rotensterngasse 22,verschieden. Mitihm ist einer der bedeutend sten oberösterreichischen Germanisten dahingegangen. Der am 25. September 1906 in Weibern, Oberösterreich, Geborene besuchte zunächst das Bundesgymnasium in Ried und studierte dann an der Universität Wien Germanistik. 1933 promovierte Franz Roitinger bei Univ.-Prof. Dr. A. Pfalz nach Abfassung einer Dissertation über die Mundart seiner Heimat. Der Wissenschaft der Mundartforschung blieb er zeitlebens treu. Eine überaus umfangreiche Tätigkeit in der Anlage des wahrhaft riesigen Zettelkataloges der „Bayerisch-Österreichischen Wörterbuchkanzlei" der Akademie der Wissenschaftin Wien und vor allem sein überragender Anteil an der Abfassung der Artikelim „Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich" kennzeichnen sein Lebenswerk, das infolge seiner allzu großen Bescheidenheit leider niemals in der verdienten Weise gewürdigt und bedankt wurde. Von der Art und dem Ausmaß seines wissenschaftlichen Schaffens gibt der Tätigkeitsbericht seines langjährigen Mitarbeiters Dr. A. Pischinger, den dieser den Oö. Heimatblättern zur Verfügung gestellt hat, ein anschauliches Bild. Die wissenschaftliche Tätigkeit von Dr. Roitinger Schon als Student hat Dr. Roitinger großes Interesse für die österreichischen Mundarten bekundet. Demzufolge hörte er auch mundartkundliche Vorlesungen bei Prof. Pfalz und hat auch bei diesem seine Doktorarbeit „Die Mundart von Weibern in Oberösterreich. Kurze Laut- und Flexionslehre" verfaßt. Die letzten Jahre vor dem zweiten Weltkrieg hat er sich unter der Leitung von Pfalz an den Vorarbeiten zum Bayerisch-Österreichischen Mundartwörterbuch beteiligt, bis 1940 Militär- und Kriegsdienst sowie die anschließende Gefangenschaft diese Tätigkeit aufJahre unterbrachen. Erst 1947 kehrte er wieder in die Wörterbuchkanzlei zurück und begann sich hier mit un ermüdlichem Eifer und einer außergewöhnlichen Akribie der Aufarbeitung,Kartierung und Lemmatisierung des vorhandenen reichlichen Materials zu widmen. Man kann sagen, daß bis zum Erscheinen der 1. Lieferung des Mundartwörterbuches im Jahre 1963 von den bis dahin vorliegenden dreieinhalb Millionen mundartlichen Belegen mehr als die Hälfte von Roitinger lemmatisiert worden ist. Zwischendurch hat er aber die Belegsammlung selbst durch zahlreiche Exzerpte aus mundartlichen Werken (Literatur, Dissertationen etc.) sowie durch mundartkundliche Befragungen im Volk weitgehend bereichert. Daneben hat er an verschiedenen wissenschaftlichen Abhandlungen gearbeitet, so zuerst an dem 1950 erschie nenen Büchlein „Unsere Mundarten. Eine dialektkundliche Wanderung durch Österreich", in dem die Aufsätze über Wien, Niederösterreich, Burgenland, Oberösterreich und Salzburg von ihm stammen. Drei Arbeiten von ihm; „Zur Partizipialbildung in den eo-Mundarten Oberösterreichs", „Spuren erloschenen Lautstandes und alte Lautverwechslungen im Bairisch-Österreichischen" und „Ein sterbendes Wort des Bairisch-Österreichischen: ahd. ferah, mhd. verch 'vita, anima, corpus, sanguis'" wurden in der Zeitschrift für Mundart forschungveröffentlicht(XX,1952,S.114 flf.; XXH,1954,S.199 ff.;XXHI,1955,S. 176 ff.). Weitere mundartkundliche Untersuchungen waren von ihm vorbereitet worden, zu ihrer Herausgabe ist es jedoch nicht mehr gekommen: so eine Arbeit über die Synonyma für den

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