OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

oder sind sie zu Augengreueln geworden? Wollen wir im folgenden das Wohnhaus darauf hin ansehen: Das Wohnhaus: Die Erneuerung des bäuerlichen Wohnhauses geht verschiedene Wege und es entstehen dabei folgende Formen: Im alten Wohnhaus, das ursprünglich ebenerdig ist, wird der Dachraum ausgebaut. Es entstehen Zimmer für die alten Bauersleute und für Fremde. Es wird ein Stock aufgesetzt. Es wird ein neues Wohnhaus daneben gebaut. Das alte bleibt stehen (wie beim Hansl im Graben) oder wird weggerissen. Unsere Bauern halten an der steilen Dachform fest, die Schöpfe (Krüppelwalm) werden beibehalten. Vielfach erhält sich auch bei der Haustür der runde obere Abschluß. Strohund Schindeldächer gibt es keine mehr. Als Dachdeckung erscheinen Ziegel, Zementziegel, Eternit, aber kein Blech (höchstens auf Garagen). Auch die neu erstandenen Einfamilien häuser der weichenden Bauernkinder übernehmen Elemente der heimischen Bauweise, angewendet auf das allgemein gebräuchliche Einfamilienhaus. Im Gegensatz zu dem be häbigen, breithingelagerten Wohnhaus wirken diese alle ein wenig schmalbrüstig. Betreten wir ein altes Bauernhaus,so stehen wir in einem geräumigen Vorhaus,dem „Haus", wie es unsere Leute nennen. Diese großen Vorhäuser wecken die Erinnerung an den alten zentralen Feuerraum des Hauses und gäben heute ideale Dielen ab. Sie könnten mit den letzten Truhen und bemalten Kästen ausgestattet werden, die das Haus noch bewahrt, einem alten Bauerntisch, Blumenkübeln usw. Das läßt sich in den meisten Fällen leider nicht durchführen, denn diese Vorhäuser müssen den Kühlschrank, die unförmige Gefriertruhe, oft die Waschmaschine und andere Geräte aufnehmen und bilden daher keinen Aufent haltsraum mehr. So verlagern manche Bauern die doch benötigte Wohndiele in den neu ausgebauten ersten Stock oder sie unterteilen das ebenerdige Vorhaus in einen Wirtschafts raum und in eine Diele. Wird ein neues Wohnhaus gebaut, so schrumpft das Vorhaus auf die in der Stadt gebräuchliche Form zusammen und wird nur ein Gang. Die Küchen werden durchgehend modernisiert und für die Hausfrau so praktisch wie mög lich eingerichtet. Schwarze Küchen gibt es natürlich nicht mehr. Für die zwei Haupträume des Hauses kann gelten: Die Küche so praktisch und modern wie möglich, die Stube so gemütlich wie möglich. Die Stuben waren vor einigen Jahren in höchster Gefahr, zugunsten einer Wohnküche auf gegeben zu werden. Der Fremdenverkehr und ein wiedererwachtes Wohnbedürfnis hat sie gerettet. Sie werden wegen der Sommergäste nicht verkleinert, wie es häufig im Alpen vorland geschieht, sondern in Neubauten eher größer geplant. Bei der Erneuerung verheren viele Stuben den Ofen,an dessen Stelle tritt der Heizkörper einer Zentralheizung.Im besten Fall wird dieser mit einem Holzgitter-Kasten verkleidet. Es erweist sich aber, daß zentral geheizte Stuben im Winter kalt und unwohnlich sind. Der Bauer legt wohl einmal viel Geld aus zum Einbau der neuen Heizung,versucht aber dann,mit Brennmaterial zu sparen, wo er kann. Es wird ihm gesagt, er könne in den Zentralofen alles Brennbare hineinstecken, es müßten nicht Kohlen sein. Er kommt aber zu spät darauf, daß er dann einen eigenen Heizer zum Ofen stellen müßte, der immer nachlegt. Leute, die viel in Bauernhäusern herumkommen, beklagen sich, daß sie in allen Stuben mit Zentralheizung frieren. Frieren muß auch der alte Großvater, der sich bei der Arbeit nicht mehr warm machen kann. Ich glaube daher zu bemerken, daß die große Begeisterung für die nur zentralgeheizten Stuben bereits im Abflauen ist. Sonst zeigt unsere Bauernstube heute in ihrer Ausstattung alle Übergangsformen bis zur

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