OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

Die Stadtordnungen von Freistadt aus der Blütezeit der städtischen Selbstverwaltung Von Heidelinde Klug Freistadt, der alte Handelsplatz im Norden Oberösterreichs, liegt am Ostende der Aistsenke, welche das Mühlviertel teilt und seit alters her für Handel und Verkehr aus den Alpen nach Böhmen von besonderer Bedeutung war. Als eine der wenigen Städte Österreichs hat sich die Stadt Freistadt bis heute den Zauber des Mittelalters in ihren Bauten erhalten und schmiegt sich wie ein Stück Vergangenheit mit ihrem Befestigungswerk, ihren Gräben und Mauern, Türmen und Toren in das Tal der Aist. Freistadt stellt ein typisches Beispiel einer planmäßig angelegten Stadt- und Marktsiedlung dar, in der sich der Wehrcharakter mit der zentralen Wirtschaftsfunktion vereint hatte und damit als Charakteristikum des Grenzlandes, als Form der Befestigung,zu betrachten ist. Die Frage der Entstehungszeit der Stadt ist bis jetzt noch ungeklärt. Die Versuche, die Gründungszeit der Stadt festzustellen, sind über Vermutungen nicht hinausgekommen. Das Gebiet der Stadt Freistadt wurde durch die Erwerbung Herzog Leopolds von Ulrich von Klamm 1217 zu landesfürstlichem Besitz. So waren es auch die Landesfürsten, die die Stadt mit Privilegien ausstatteten. Bereits Rudolf von Habsburg legte den Grundstein zum Aufblühen der Stadt. Durch die Verleihung des Niederlage- und Stapelrechtes am 26. Juli 1277 wurde Freistadt der Brennpunkt des Groß- und Zwischenhandels. Zu diesem Recht erhielten die Freistädter 1363 von Rudolf IV. das Nleilenrecht, wodurch sie versuchten, im Salz-, Eisen- und Warenhandel eine Monopolstellung einzunehmen und den Handel der Märkte in der näheren Umgebung zu beschränken. In diese Zeit des 14. Jahrhunderts fallt die Blüte Freistadts. Die Handelstätigkeit der Freistädter Bürger war umfangreich, nicht nur die Kaufleute bereicherten sich, in der Stadt blühte das Gewerbe, vor allem das Schankgewerbe. Zeugen dieser Blütezeit lassen sich im heutigen Freistadt noch finden, so manches Bürgerhaus weist reiche gotische Stilformen auf, und das alte Rathaus stellt einen stattlichen Bau in reiner Gotik dar. Das 15. Jahrhundert brachte für Freistadt unruhige, schwere Zeiten. Hussitenscharen drangen bis vor die Stadt, konnten aber diese mit ihren starken Befestigungen, die 1400 und 1410 verstärkt wurden, nicht einnehmen. Auch der Bruderkrieg der habsburgischen Brüder bedrängte die Bürgerschaft und fügte dem Handel erheblichen Schaden zu. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts erholte sich die Stadt wieder. Das bereits angeführte Diplom vom 26.Juli 1277 legte den Grundstein für die wirtschaftliche und politische Stellung der Stadt. Das Niederlags- und Stapelrecht bildete „in aller Wahr heit den Grund zur Blüte der Stadt in der zweiten Hälfte des Mittelalters."^ Freistadt, die Stadt mit den besten Voraussetzungen eines Handelsmittelpunktes für das nördliche Ober österreich, erhielt das R.echt, alle reisenden K.aufleute zu zwingen, ihre Waren ,,niederzu legen und drei Tage in der Stadt den Bürgern feilzubieten. Die Waren mußten außerdem für den Weitertransport auf Fuhrwerke der Stadt verfrachtet werden. Die aus diesem Privilegium resultierenden Monopolansprüche der Freistädter waren Anlaß zu Streitereien mit Linz und Leonfelden. Jedoch der Wichtigkeit als Grenzbefestigung verdankte es Freistadt, daß der Landesfürst meist zugunsten der Stadt entschied. In die Zeit des 14. Jahrhunderts bis zum ausgehenden 16. Jahrhundert fiel der Höhepunkt ^ Florian Gmainer, Freistadt, das oberösterreichische Rothenburg. Freistadt 1930, S. 10.

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