OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

FranzI.— und wurdeschließlich 1820 verhaftet und als „Untertansaufwiegler,Winkelschreiber und Störer der öffentlichen Ruhe"zu 2 Monaten Arrest verurteilt. Durch neue Eingaben er reichte Kalchgruber nach 4 Wochen verbüßter Strafe,daß er gegen schriftliche Verpflichtung, sich wieder zu stellen, zur Feldarbeit beurlaubt wurde. Von diesem Tage an bis an sein Lebensende, also durch volle 29 Jahre, lebte und wirkte er als Volksheld im Untergrunde. 1824 abgestiftet, also seines gesamten Besitzes verlustig erklärt, durch Steckbriefe verfolgt, von der Kanzel herab geächtet, ohne dauernden Unterhalt und Unterstand, führte dieser Volksanwalt das Leben eines gehetzten Wildes. Obwohl ein Preis von 2000 Gulden auf seinen Kopf ausgesetzt war, fand sich kein Verräter, vielmehr wuchs das Ansehen und der Anhang dieses Märtyrers der gerechten Sache von Jahr zu Jahr. In gleichem Maße wuchs auch die Zahl der mehr oder weniger erfundenen Geschichten, mit denen das dankbare Volk seinen Anwalt bedachte. 35 So erzählte man, Kalchgruber sei den Linzern entwischt, weil sie ihn heimlich aus der Welt schaffen wollten. Er galt als besonderer Vertrauensmann des Kaisers, bei dem er jederzeit Zutritt hatte, um ihm die Übergriffe hartherziger Pfleger zu melden. Tatsache ist, daß der geächtete Kalchgruber zur gleichen Zeit, da ihn das Aufgebot einer ganzen Kompanie Soldaten im Mühlviertel suchte, persönlich dem Kaiser in Amstetten eine seiner vielen Beschwerden überreichte! 35 Kalchgruber, ein sehr heller Kopf, wußte in Verwaltungs- wie Gerichtssachen ebenso Be scheid wie in Wirtschaft und Fleilkunde. Daher traute man ihm bald auch übernatürliche Kräfte zu. In der Weiglmühle hatte er unter dem Boden des Getreidekastens ein heimliches Gelaß, wo er nie entdeckt wurde. Die Häscher hörten einst in der Mühle das Ticken seiner großen Taschenuhr, ohne ihn selber ausfindig machen zu können. Seither stand Kalchgruber im Rufe, sich unsichtbar machen zu können. Ein anderes Mal verwandelte er sich, um den verfolgenden Jägern zu entgehen, in einen Baumstumpf. Ein Verfolger rastete dort und stieß dabei seinen Pfeifenstierer mehrmals ins Holz. Seitdem hinkte Kalchgruber. Mehrmals rettete ihm seine Schnupftabakdose das Leben. So besserte Kalchgruber einmal bei einem Bauern den Ofen aus. Dabei ging er immer wieder zu seiner aufdem Fensterbrett liegenden Tabaksdose und horchte. Plötzlich ließ er alles liegen und stehen und eilte weg. Gleich darauf erschienen die Gerichtsdiener und fahndeten nach ihm. 19, 198/235 Kalchgruber erlebte den so heiß ersehnten Erfolg seines Lebenskampfes, die Bauernbefreiung, nur mehr als müder Greis und nur in den Anfangen. Er starb am 10. Mai 1849 in Alberndorf. Seine Getreuen bestatteten den immer noch Geächteten heimlich zu nächtlicher Stunde im dortigen Friedhof. 35 Der Steinhauer Gregor Vor gut 100 Jahren war im oberen Mühlviertel bis herab nach Urfahr der „Stoanhauer Greger", verwegener Führer einer Bande von Dieben, Räubern und Schwärzern, gar wohl bekannt. Da er sich begreiflicherweise an die Begüterten hielt und die Armen, wo es nichts zu holen gab, schonte, gelegentlich sogar unterstützte, so stieg der Gregor bald zu einem halb gefürchteten, halb bewunderten Volkshelden auf, um den Dichtung und Wahrheit sagenhafte Züge rankten. Er fand auch immer wieder Mitläufer wie Mithelfer, die seinem Leitspruch folgten: „Wen die Arbeit net gfreut, wer den Galgen net scheut. Geh zum Stoanhauer Greger, der braucht allerhand Leut!"

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