OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

auch gar keinen Anspruch auf Wirklichkeit, wohl aber auf Glaubwürdigkeit im höheren Sinne und suchen die Zuhörer nicht bloß zu unterhalten, sondern durch tieferen Gehalt wie weise Lehre auch zu bilden. Ähnlich bescheiden blieb die Linzer Ausbeute an Fabeln. Solche Erzählungen, in welchen Tiere redend und handelnd gleich Menschen auftreten, zeigen ein erstaunlich geschicktes Einfühlen des Volkes in die Tierseele und bringen neben alter Volksweisheit auch den echten Volkshumor zur Geltung. Aus dem Zahlenverhältnis der vier vorerwähnten Formen der Volkserzählung ergibt sich, daß Sage und Legende der Linzer Überlieferung in vielen Spielarten, Märchen und Fabel aber nur in wenigen Ausprägungen aufscheinen. In die folgende Wiedergabe wurden alle erreichbaren Sagen und Legenden aufgenommen, die an Linz anknüpfen; ebenso jene der nächsten Umgebung, von denen bekannt ist, daß sie in Linz erzählt wurden. Diese Stoffmenge gliedert sich ganz ungezwungen nach acht Schauplätzen, die sich gleichzeitig als ebenso viele Schwerpunkte der Überlieferung er weisen. Das Kerngebiet bildet naturgegeben Alt-Linz. Ein weiterer Mittelpunkt ist im einstigen Schwesterort Urfahr gegeben. Das bereits weit in die Umgebung hinauslangende Groß-Linz von heute stellt einen dritten Rahmen der Sagenschauplätze dar. Der Frein berg, einst Träger des Hochgerichtes der Stadt, wird am West- wie Nordfuß von Sagen wie Legenden umsäumt. Der Kürnberg, gleich dem Freinberg Träger einer vorgeschicht lichen Wallburg, ist eine Heimstätte weltlicher Sagen. Der Pöstlingberg, eine alte Kult stätte, wurde durch die Wallfahrt zu einem Mittelpunkt von Legenden. Im Haselgraben mit dem Pflegersitz Wildberg als Mittelpunkt ist die geschichtliche Sage daheim. Der Pfenningberg schließlich war Stätte von Teufel-, Hexen- und Geistergeschichten. Rund um die Koglerau ist schließlich ein bunter Strauß verschiedener Sagen beheimatet. Die jeder Sage angefügte Quellenangabe weist Zahlen auf, deren erste die Nummer der Quelle im Schrifttumverzeichnis angibt, während die zweite auf die Seitenzahl in dieser Quelle, die dritte gegebenenfalls auf die Nummer der Sage auf dieser Seite verweist. 1, 2/3 bedeutet also: Schrifttumverzeichnis Nummer 1, Seite 2, Sage 3. Römische Ziffern geben den Band des Werkes an. Linz/Donau, am St.-Georgs-Tag 1967 Hans Commenda

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