OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

Schrifttum IMaria Hornung, Rauchküche und Rauchstube in Osttirol, österreichische Akademie der Wissenschaften. Phil. bist. Kl. Sitzungsheidchte 244,Bd.,2.Abhandlung,Wien,H.Böhlaus Nachf. 1964. 20 Seite^ 15 Abb. Seit Aubin, Frings und Müller 1922 erstmals in einer großangelegten Untersuchung für die Rheinlande die auffallende Konkordanz von Verbreitungsgrenzen volkskundlicher und sprachlicher Erscheinungen mit dem Verlauf von historischen Grenzen nachgewiesen und dadurch die Abhängigkeit der ersteren von der geschichtlichen und verwaltungsmäßigen Entwicklung der einzelnen Landschaften wahrscheinlich gemacht haben, wurde die von ihnen exemplifizierte Methode der volkskundlich-kartographischen Forschung auch in anderen Ländern mit Erfolg angewandt. So er brachten S. Erixon für Schweden und R. Weissfür die Schweiz den Nachweis für das Bestehen ähnlicher historisch gewordener Kulturräume in bestimmten Gliederungen ihrer Länder. Auch für Oberösterreich konnten durch die seitJahren am Institut für Landes kunde durchgeführten Forschungen einige einpräg same Kulturgrenzen nachgewiesen werden, wie aus den volkskundlichen Karten im „Atlas von Ober österreich" ebenso zu ersehen ist, wie aus dem „Kultur geographische Ergebnisse" überschriebenen Kapitel in Rez.,„Brauchtumsgebäcke und Weihnachtsspeisen". Linz 1957. Nun schließt sich diesen Arbeiten M. Hornung mit einer Studie über Osttirol an, die sie gewissermaßen als Nebenfrucht ihrer umfangreichen Ernte von mundartkundlichen Aufnahmen, über die an anderer Stelle noch zu berichten sein wird, ein gebracht hat. In der Beobachtung der Anbringung der Feuerstätten und in der Berücksichtigung des Baumaterials der bäuerlichen Anwesen ergab sich bei den Aufnahmen von Ort zu Ort, daß auch in diesem kleinen, zwischen Tirol und Kärnten gelegenen Gebiet bestimmte Form landschaften bestehen, die sich im Osten an die Ver hältnisse in Kärnten und Steiermark (mit übereinander angebrachtem Herd- und Backofen) anschließen, und im Westen (mit nebeneinander angeordneten Feuer stätten) den Verhältnissen in Tirol vergleichen lassen. Ein dritter Bereich weist durch die Bevorzugung von gemauerten (statt in Holz aufgeführten) Bauten auf an sich naheliegende Kontakte mit Südtirol hin. Gehört auch die Hauptmasse der Belege dem Typ des „Rauchküchenhauses" an, so gelingen der Verf. doch auch Nachweisefür das einstige Bestehen von„Rauch stubenhäusern", was insofern bes. interessant ist, als sich dadurch das Bild der einstigen Verbreitung dieses Typus wesentlich abrundet. Kannten Rhamm und Geramb, die ersten Erforscher der Rauchstuben häuser, diese Wohnsitte hauptsächlich aus dem karantanischen Raum (Geramb entdeckte sie in einer späteren Untersuchung auch in Salzburg), so er brachten Haberlandt und Pittioni den Nachweis dafür, daß man mit ihr auch in Tirol (um Kitzbühel) zu rechnen habe. E. Hamza wußte Hinweise dafür bei zubringen, daß man die Rauchstube auch im ober österreichischen Innviertel kannte, und E. Koller wird in Kürze Zeugnisse vorlegen, die sie auch für das oberösterreichische Salzkammergut belegen. Nun scheint sich durch die Feststellungen von M.Hornung der Kreis zwischen dem ost- und westösterreichischen Vorkommen der Rauchstubenhäuser zu einer in ihren Relikten noch erkennbaren geschlossenen Ver breitungslandschaft zu schließen. E. B. Herbert Kubn, Wenn Steine reden. Die Sprache der Felsbilder.F.A.Brockhaus,Wiesbaden 1966. 288 Seiten, 65 Abb., 75 Zeichnungen. Die Entdeckung der österreichischen Felsbilder, an deren Erforschung das Institut für Landeskimde von Anfang an grundlegend beteiligt ist^, hat das Inter esse an der Literatur über diese wichtigen Zeugnisse vor- und frühgeschichtlicher Kultur und Religion in weiten Kreisen wesentlich erhöht. Jeder, der sich mit diesen Fragen beschäftigt, keimt H. Kühns „Felsbilder Europas" (Stuttgart 1952) als Standard werk dieser Sparte,in dem der Gelehrte alle bis dahin bekannt gewordenen Felsbilder Europas mit der gesamten einschlägigen Literatur verzeichnet und die Funde nach stilistischen Merkmalen einordnet und datiert.In dem neuen Werk„Wenn Steine reden",das das Erlebnisbuch „Auf den Spuren des Eiszeitmen schen (München 1965) stilistisch und programmatisch fortsetzt, läßt uns H. Kühn an seinen weltweiten Reisen zu den wichtigsten Fundstellen in Europa, Amerika und Nordafrika ebenso wie an manchen interessanten Diskussionen im Kreise von Fach kollegen xmd anderen hochgestellten Persönlich keiten teilhaben und dadurch sozusagen in die geistige Werkstatt seines Forscherlebens blicken. Führten die „Spuren" zu den paläoHthischen Bilder höhlen Westeuropas, nach Lascaux, Altamira, Niaux, Pech Merle u. a., so schildert Kühn in den „Steinen", die er gewissermaßen zum Reden bringt, die den nacheiszeitlichen, vor allem den metallzeitlichen Perioden angehörigen Felsgravierungen in Ober italien (meisterhaft das Kapitel über die Funde am Monte Bego!), Skandinavien und Nordafrika, dann die gemalten, im freien Gelände angebrachten Fels bilder Spaniens und nicht zuletzt auch die gewaltigen Steindenkmäler der Megalithkultur in Malta, Corfu, in der Bretagne (Carnac), Südengland (Stonehenge) und Südschweden (Kivik). Stets weiß der Autor,der sich übrigens injüngster Zeit auch durch mehrere populärwissenschaftliche Hand bücher als in allen Bereichen der vorgeschichtlichen Menschheitsentwicklung bewandert gezeigt hat^, mit oft nur wenigen einfachen Sätzen die Landschaft in ihrem Stimmungsgehalt, ihren geographischen, kli matischen und siedlungskundlichen Besonderheiten so eindrucksvoll zu charakterisieren, daß man sie klar vor Augen hat,wenn man dem Forscher aufden Wegen zu den Fundstellen folgt und sich alsbald seinen mit gleicher Sprachkunst vorgetragenen Beschreibungen der Objekte hingibt. Häufig steigert sich dabei die Darstellung durch Verwendung des Dialogs mit gelegentlich anwesenden Personen zu geradezu dramatischen Höhepunkten, die dem Verfasser Ge legenheit bieten, die Problematik der bisherigen Felsbilder-Forschung im Wechselgespräch zu erörtern und die kulturhistorische Bedeutung und Herkunft der Funde auf Grund seiner ersichtlich profunden Kenntnisse in souveräner Weise neu zu erläutern. Die oft scharf pointierten, von subjektiver Stellung-

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