OÖ. Heimatblätter 1953, 7. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Ein Zaubereiprozeß der Barockzeit Das Schloßarchiv von Weinberg bi~gt auch die Akten des alten Landgerichtes der Herrschaft. Unter ihnen nehmen die Verhandlungen über Zauberei, Hexenwesen und Teufelsbünde den weitaus bedeutendsten Rang ein; denn diese Verhandlungen bieten einen tiefen Blick in den Seelenbereich des 16., 17. und 18. Jahrhunderts und bilden einen wesentlichen Bestandteil der Kulturgeschichte der genannten Zeit, die, so großartig sie sich auch entfaltet hat, doch von den schweren und bedauerlichen Erscheinungen eines furchtbaren Wahnes, der die Menschen damals beherrschte, beschattet und belastet ist. Unter diesen Akten ist sicher der interessanteste der, der sich mit einem Manne namens Abraham Entdtschlöger beschäftigte1 ). Diese Angelegenheit soll auf Grund der Daten, die in dem umfangreichen und genau geführten Gerichtsakte aufgezeichnet sind, dargestellt und in der zeitlichen Abfolge des Geschehens wieder hergestellt werden. Am Anfange des Monats April des Jahres 1694 wurden beim Pfleggerichte Weinberg bei Kefermarkt drei Missetäter eingeliefert und in Haft gesetzt. Es waren dies Abraham Endtschlöger, Georg Hörmann, der der Prein- oder Oeljodl genannt wurde, weil er mit .Brein und Oel hausieren ging, und der Inwohner des Fleischhauers zu St. öswald bei Freistadt. Sie hatten beim Bauer ·Holzgatterer einen Diebstahl begangen. Sie waren in den Dachboden des Hauses eingebrochen und von hier in das Haus vorgedrungen. Sie hatten sieben ~aibe Brot, drei Viertel Metzen Mehl, ein Kandl Schmalz und eine Speckseite entwendet. Auch in die Nachbarhäuser Edtgatterer .und Koppler wollten sie einbrechen, wurden aber in beiden Häusern verscheucht. Die drei Diebe verteidigten sich mit ihrer Not, die sie dazu getrieben habe, sich die Lebensmittel zu verschaffen. Endtschlöger war beim Holzgatterer betteln und bemerkte bei dieser Gel~genheit, daß i,m Hause viel Brot vorhanden war. Als die drei bald darauf zusammen kamen und dabei ihre bittere Not beklagten, machte Endtschlöger auf seine Entdeckung aufmerksam und die ·drei verabredeten nun, sich nächtlicherweile beim Holzgatterßr einzufinden und sich Brot zu holen. Da Endtschlöger am Tatorte seinen Stecken, einen Ranzen, ·zwei Säcke und ein Stemmeisen zurückgelassen hatte, wurde die Spur au_f ihn gelenkt. Bei der ersten Einvernahme gab Georg Hörm;mn an, daß dem Abraham Endtschlöger um den Stecken, den er im Bauernhause liegen gelassen hatte, besonders leid war; er bedauerte seinen Verlust, weil er nun nicht mehr „so viel machen könne". Auch habe Endtschlöger nach dem Diebstahle seine beiden Genossen gescholten, daß ·Siie vom Bauernanwesen weggelaufen seien. Er wollte noch mehr ausrichrten; er wußte, daß Holzgatterer viel Geld habe, und verhoffte, auch dieses in seine Hand zu bekommen. Er sagte, daß er es vermocht hätte, den Bauern zu binden. Dazu aber brauchte er die Hilfe eines guten Gesellen. Er kenne auch ein Mittel, mit dem er bewirke, daß die Leute aus dem Schlafe nicht munter werden. 1 ) O. O. Landesarchiv, Schloßarchiv Weinberg, Schuberband 121 e. 236·

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