OÖ. Heimatblätter 1953, 7. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde 1564 aus den Forsten Geizing und Herndl noch 50 Buchenstämme abgegeben werden konnten, heißt es in einer Forstordnung ·von 1788: in den Forsten der Herrschaft Aistersheim ist ein Mangel an Buchen, Eichen und anderen-Harthölzern eingetreten, besonders soll man Lärchen und Erlen zügeln. Eine eigenartige Form der Waldwirtschaft gelangte zur Anwendung, als nach Absehluß der großen Rodungsperiode die steigende Volkszahl zusätzliches Ackerland forderte; man griff zur Anlage von Hochäckern. Nach der ·neuesten Theorie von Hornstein 7 ) sind die Hochäcker keineswegs Betriebsformen des keltischen oder römischen Großgrundbesitzes, sie sind vielmehr der Waldfeldbau des Mittelalters, durchgeführt von Bauern, sei es im Gemeinschaftswalde, sei es im Walde des Grundherrn. Techniseh bezeichnet Hochacker ein hochgewölbtes Ackerbeet im Gegensatz zum Flachbeet. Der Hochacker wird immer innerhalb zweier bestehender Furchen angelegt, die dann als Drainage wirken. Entweder wollte man in Gegenden mit starken Niederschlägen breite, troekene Beete erzielen oder auf kargem Boden eine tiefe HumtlßScJhfohte. Dadurch ergab sich e_ine extensive Wirtschaft, denn die Frucht wurde nur auf die Wölbung gebaut, während die Furchen vom Anbau frei blieben. Der technische Vorgang war dieser: es wurden lange Streifen in den Wald vorgetrieben und auf ihnen die Bäume gefällt. Das Unterholz und das Reisig wurden verbrannt, mit der Asche wurde der Boden gedüngt. Nach einem zwe,i- oder dreijährigen Anbau von Hafer und ·Roggen wurde der Acker liegen gelassen und als Viehweide benützt. Nach einiger Zeit flogen Holzgewächse an und der Wald nahm wieder vom Hochacker Besitz. In Wäldern, die dieser Wirtschaftsform unterlagen, zeichnen sich heute noch die Hochäcker als gewelltes· Terrain ab, soferne nicht Stockrodung alle Spuren vertilgt hat. Im Trattnachtale sind am besten jene Hochäcker erhalten geblieben, die im Talerholz zwischen Obersteinbach und Untergrub liegen. Reste sind im Pfründenwald des Pfarrhofes St. Georgen bemerkbar, zweifelhaft sind die Bodenformen in der Weiberau, hart neben der Straße. Man deutet sie als Befestigungsgräben des Bauernlagers, doch scheint die tiefe Staffelung eher auf Hochäcker hinzudeuten. Nebenbei sei bemerkt, daß . der Waldfeldbau mancherorts bis weit in die Neuzeit herauf üblich war. So sind in den Wäldern der Herrschaft Falkenstein im Mühlviertel noch 1572 vielen Häusern Raumrechte zuerkannt B). Das · Raumrecht erlaubt dem Untertanen, einzelne Teile zu roden und auf ein bis zwei Jahre zum Anbau von Feldfrüchten zu benützen, worauf sie ·wieder zur Bewaldung frei gelassen werden müssen 9 ). Gewann der Hochacker zusätzliches Ackerland, so schuf das Stocket eine erwünschte Erweiterung der Viehweide. Das Stocket wurde in den Laubwäldern der Niederungen -angelegt, wobei die Stöcke bestehen blieben, damit sie wieder ausschlagen konnten. Interessant ist die Wahrnehmung, daß auf dem Gebiete der Herrschaft Tollet fünf Besitzer eines Stocket hievon je eine Gans alSc Zehent entrichten, sonst a,ber dienstfrei sind 10). Diese Stocket entstanden also zu einer Zeit, in der noch der Grundsatz galt, daß Neurodungen zehentpflichtig &ind. 231

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