OÖ. Heimatblätter 1953, 7. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Wenn auch der Wohlstand der Sensenwerkbesitzer noch bedeutend war, wurde, besonders seit 1812, die Absatzkrise immer spürbarer. Selbst das Landeswappen, zu der üblichen Handwersmarke an der Sense dazugeschlagen, half nicht, die betrügerische Anfertigung und Nachahmung der guten Sensen im Au_sland zu unterbinden. Dies geht aus Berichten von zurückkehrenden· Händlern aus Riga und Brody, aus Leipzig und Remscheid und aus Frankreich hervor (1822). Ein Brief der Gebrüder Püttner aus Leipzig vom 18. Feber 1824 an den Sensenhammerbesitzer Johann Michael Staininger in der Hangleiten beleuchitet diese Schwierigkeiten: ,,Gern hätten wir früher Ihnen eine Anschaffung gemacht, _allein so schlecht wie jetzt der Handel und der Eingang der Gelder ist, da machen Sie sich keinen Begriff. Sie machen uns zum Vorwurf, wir verkaufen Ihre Strohmesser zu billig und beweisen können wir Ihnen, daß der Kommissär, H. Redtenbacher, Ihre Strohmesser um 9 kr das Stück billiger verkauft wie wir. Ferner wird Ihr schönes, gutes Zeichen in Suhl und in Remscheid auf Strohmesser und Sensen nachgeschlagen, die zwar ganz schlecht sind, allein wegen der ganz billigen Preise ungemein Abbruch tun. Unser Bedarf ist diesmal unbedeutend für die bevorstehende 0-stermesse zufolge obigen vorgebrachten Gründen." ·· Im Jahre 1815 wurde neuerlich ein Gesuch an den Kaiser erwogen, aber erst am 10. 11. 1818 fand im Gasthaus „Dreifaltigkeit" in Wien eine zu diesem Zweck vereinbarte Zusammenkunft der Abordnungen der Sensenschmiedzünfte statt. Von Freistadt reiste der Zöchmeister Gottfried Wagner zuerst nach Enns ZiUil Adlerwirt, wo er die Vertreter von Kirchdorf -Micheldorf und Mattighofen erwartete. Die Innungen von Mattighofen, Kirchdorf - Micheldorf, Freistadt, Rottenmann, Judenburg, Waidhofen an der Ybbs und Hainfeld baten um Abhilfe gegen den Verf•all ihrer Werke, gegen die betrügerische Nachahmung der Werkszeichen und des Landeswappens im Ausland und gegen die Ausfuhr von halbfertigem St~hl zu niederem Zolltarif. Für diese Reise mußte jeder Meister aller innungen im voraus 2 Golddukaten und einen 20-Gulden-Schein erlegen. Diese Vorsprache hatte aber nur wenig Erfolg, denn immer wieder wurden dringende ffiingaben an das Berg,geticht nach Steyr gemacht, wegen des gröblichen Unfuges und dessen Abstellung, daß die Hackenschmiede auch Sichel, ~ltrohmesser ui1d Sensen erzeugen, wie der k. k. Banko-, Tabak- und Siegelgefällsamtsoberaufseher Franz Schönbrod im oberen Mühlviertel feststellte. 1824 meldete die Innung Freystadt an das Berggericht nach Steyr, welche Hämmer aus Mangel an Absatz stehen: Theresienhammer (Jos. Moser 9 Monate, Saaghammei· (Ignaz Moser) 9 Monate; Aigen bei St. Oswald (Jos. F. Moser (1 Monat). Gegen Kost und kleinen Lohn wurden die Arbeiter behalten, um eine Auswanderung zu verhindern. Bei. Beginn des Jahres lagerten bei allen Hämmern der Innung Freistadt an Fertigware ohne Bestellung: 220

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