OÖ. Heimatblätter 1953, 7. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Nachtzeit festgehalten wurde. Der Raum III selbst entlhält Waffen des Friedens und des Krieges. An der Wand rechts vom Eingang sind Feldflasehen aus Holz, Pulverhörner und Kugelbeutel für die Jagd in mannigfachen Fo,rmen zu sehen; ferner verschiedene Bajonette und andere Stichwaffen aus dem Ersten Weltkrieg. An der Wand zwischen den zwei Fenstern des Raumes trifft man auf eine Armbrust in schwerer Ausführung mit Spannvorrichtung und zwei leichtere Modelle, die wdhil der Kleinjagd gedient haben. Dazu kommen versohiedene Hellebarden aus dem Bauernkrieg, ein schöner Stei,gbü,gel aus Bronze, Schwerter, Säbel, Hirschfänger (Abb. 20) und Stockwaffen (Spazierstöcke, in denen scharfe Klingen verborgen sind). Der Wandkasten enthält einen dunkel:blauen Waffenrock der Nationalgarde 1848 und den dazu gehörigen Tschako. Daneben ist die sonstige Ausstattung eines Gardisten, wie Säbel mit Riemenzeug, Gewehr, Bajonett, Pulvertasche, Signalhorn und die 'Schwarz-rot-goldene Trommel, zur Sch8JU gestellt. Von volkskundlichem Wert ist die reiche, in der Vitrine an der Längswand ausgestellte Sammlung origineller Innviertler Raufwerkzeuge (Abb. 21): Totsahläger, Ochsenziemer mit Bleiköpfen, in welche Rasiermesser orler Nägel eingego_ssen sind, Schlagringe für die ganze Faust oder nur für einen Finger, gleichfalls mit eingegossenen Klingen, schließlich so.genannte Stemmerl, messerartige Waffen, die nicht zum Stechen, wohl aber dazu geeignet waren, dem Gegner schwere Rißwunden beizufügen. Die Raufwerkzeuge dienten dem bäuerlichen Knecht, um seinen Liebesgegner aus dem Feld zu schlagen. Jeder Kämpfer fertigte sich sein Gerät nach eigenem Talent an. So wurde z.B. eine große Rübe ausgehöhlt, der Ochsenziemer kam in die Mitte, in die Ränder der Höhlung wurden däe Rasiermesser oder Nägel gesteckt, dann wurde Blei eingegossen. Eine krä.ftige Schnur hielt die Waffe im Handgelenk fest, sodaß sie nicht entrissen werden konnte. Die meisten Raufwerkzeuge stammen aus der Zeit vor 1914, doch findet sich darunter ein Stück, das nach 1945 angefertigt und auch verwendet wurde. Es ist eine Art Geißel, eine kurze Gummiwursit, an der vier elektrische Kabel mit Bleikugeln hängen. FJine oberhalb der Raufwerkzeug-Vitrine angebrachte Sammlung veranschaulicfut die Entwicklung der Pistole, angefangen von der zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges gebräuchlichen Reiterpistole mit Steinschloß bi.s zum Terzerol mit zwe1 und sechs Läufen und den ersten Trommelrevolvern; Ku.gelgief~zangen und Bleilöffel ergänzen diese Sammlung. Zu beiden Seiten der genannten Vitrine sieht man Gewehre mit Radschlössern, Jagdgewehre, Luftdrucmgewehre zum Scheibenschießen im Zimmer, ein kleines Wilderergewehr, das zerlegbar ist, damit es leicht .untergebracht werden kann, und zwei Hinterlader, wie 'Sie die Grenzfinanz vor 1914 veJ.Wendete. Eine Wand ist dem Verkehrswesen gewidmet. Zwei große Pläne einer Brücke über den Inn bei Obernberg fallen auf. Mit dem Bau der Eisenbahn hatte die Schiffahrt ihre Bedeutung verloren. Um den damit verbundenen wirtschaftlichen Niedergang aufzuhalten, bemühten sich die Gemeindeväter um den Bau einer Brücke und I,ießen diese Pläne anfertigen; der eine aus dem Jahre 1880 sah eine Holzbrücke vor, der zweite aus dem Jahre 210

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