OÖ. Heimatblätter 1953, 7. Jahrgang, Heft 2

Schiffkorn: Heinrich Suso Waldeck und Oberösterreich Schoß des Ordens gestorben. Sie verstehen mich wohl. (Die Rest-Kosten übernehme i eh!) Grüßen Sie mir den Schmied, den ich leider nicht kennengelernt habe. Er hat die letzten Lebenssehritte Susos durch eine echte Freundschaft verklärt, und ihm gebührt der Dank aller jener, die den Dichter und Menschen Suso geliebt haben. Was Sie an aufopfernder Caritas getan haben, steht a, u ß er h a 1b des sprachlich Möglichen. Meine Frau und ich grüßen Sie mit aller Ehrerbietung, die Ihnen gebührt! Ihr Josef Weinheber. • Kirchstetten, 3. XI. 43 Liebe Schwester Lioba! Haben Sie Dank für Ihren Brief vom 25. X. 43, der erst heute, am 3. XI. in meine Hände gelangt ist. Aus seihr viel Arbeit, Verpflichtung und Eingespanntseln schreibe ich Ihnen sogleich, weil sonst die Beantwortung Ihres Briefes leicht unter den Tisch fiele. Also: Wegen des Grabmales habe ich mir so meine Gedanken gemacht: Das ganze verschleppt sich. Das Sammeln soll verboten sein, et!!. Ich w i 11 aber die Sache zu einem anständigen Ende bringen. Das Herum-Konferieren hat keinen Sinn. Der Schmied, den ich herzlich grüßen lasse, soll die Steine zusammentr?gen. Wir brauchen einen größeren Block, etwa 70 im Quadrat für den Kopf Susos. Dte anderen Steine kann man, je nach Größe, ineinander einfügen. Wenn eine Sammlung nicht erlaubt ist, wie Frau Sipöcz mir mitteilt, we-rde ica die Sache auf mein Konto a 11 ein nehmen. Besprechen Sie mit Vater Schmied die Möglichkeiten der Steinbeschaffung (Mauthausen?). Das alles eilt ja nicht. I o h zum mindestens werde die Sache ni<cht aus den Augen verlieren. Suso ist gestorben als ein W e i,s er. Daß er so sterben würde, habe ich gewußt, aus dem Eindruck meines St.Veiter Besuches heraus. Ihnen, verehrte Schwester, gebührt das große Verdienst, ihm in seinem qualvollen Ausgang das bißchen Erdenleben noch so erträglich wie möglich gemacht zu haben. Der Orden hat sein u n ver 1i erb a r es Teil daran. Suso Waldeck war einer der größten Lyriker unserer Zeit und ein interess·anter, wenn auch s c h w i e r i g e r Mensch dazu! Sie, die seine letzten Lebensjahre betreut haben, wissen das wohl am besten! Nun ist er dahin. Aber seine Gloriole beginnt zu wachsen, weil das Fleischliche von ihm abgefallen ist. Ich wäre kein Dichter, wenn ich nicht imstande wäre, seine Verklärung zu fühlen und zu sehen! Wir haben uns immer miteinander gestritten, ich, der Heide, e·r, der Katholik. Aber im Grunde, im letzten, in der Liebe, der Caritas, der Humanitas, haben wir uns i m m e r verstanden. Meine Frau !hat ihn geliebt aus einem fürsorglich-ehrfürchtigen Gefühl heraus. S i e werden das verstehen. Es hat uns da:s Leben nicht viel Gelegenheit gegeben, unser Gefühl für V\ialdeck zu beweisen. J e t z t, nach seinem Hingang, haben wir die Gelegenheit des Beweises. Ich bin Ihnen so dankbar, daß Sie das große, uneigennützige Opfer gebracht haben. Sie haben da.mit etwas getan, was eine spätere Zeit b esse r bewerten wlrd als diese. D a f ü r verehre ich Sie. Der Oberin, den Schwestern., Ihnen selbst, verehrte Schwester, unseren herzlichen Gruß, Ihr Josef Weinheber. Quellenangabe Die in der vorliegenden Arbeit veröffentlichten Briefe (es handelt sich dabei durchwegs um Erstveröffentlichungen) wurden dem Verfasser in entgegenkommender Weise zur Verfügung gestellt von: Buchhändler Ernst Ammering, Ried im Innkreis, aus dem Nachlaß Bruno Ammeri.ng; Prof. Franz Ser. Brenner, Wien, aus dem Nachlaß Heinrich Suso Waldeck; Sc'hmiedmeister Josef Gahleitner, St. Veit i. M., aus Privatbesitz; Sparkassenoberbeamter Ferdinand Gruber, Urfahr, aus dem Nachlaß von Schulrat Prof. Ignaz Gruber; Propst Leopold Hager, aus dem Archiv des Chorherrenstii'tes St. Florian (Nachlaß Pro·f. Franz Xaver Müller); Sr. Lioba Hllnka F. D. S., Wien, aus Privatbesitz; Dr. Johannes Würtz, Gmunden, aus Privatbesitz. 14 205

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