OÖ. Heimatblätter 1953, 7. Jahrgang, Heft 2

Schiffkorn: Heinrich Suso Waldeck und Oberösterreich Tum.lers Gedicht „Spät fällt der Schein des Lichts ..." Anlaß gegeben haben mag, schreibt dem Verfasser über diese Zeit: ,,Die Prüfungen wurden schwerer. Er rang sich durch zu einer Heiterkeit des ganzen Wesens. Dies gelang ihm nur, indem er sich eines Zuschusses anderswoher versicherte. Sein Rückhalt war seine Gläub1gkeit; es waren Reserven, die er Siich in langen Jahren selbst angelegt hatte. Er reifte zu einer Güte, die auf Erden selten ist. Ich war zuerst einem Manne begegnet, einer ausgesprochenen Herrennatur, und erfuhr in der Folge, welcher Aufschließung und Ausgabe diese männliche Natur fähig war; sie rückte thin ans Mütterliche heran. Ich darf vielleicht sagen : Ich erfuhr zum erstenmal, wessen das Herz eines Mannes fähig war. Er lebte aus der Gnade. Etwa dies war der Wandel, den ich in einem ehrfürchtigen Abstand von Besuch zu Besuch an ihm erlebte: Daß ich zuerst einen richtigen Künstler antraf mit viel Geist und einer l'ichtig artistischen Freude am Geistreichen und Geistvollen und am Ende beinahe nur noch den Menschen, der das Irdische durchmessen hatte, in einem Maße, als er selbst der große Liebende geworden war." Nun aber kamen die letzten Proben, die mit seiner Natur auch seine Fröhlichkeit aufzehrten. Es war ru Allerseelen 1942. Einer jener strahlenden Herbsttage, an denen das Mühlviertel so reich ist, ermöglichte es dem Dichter, einen Gang nach dem Friedhof zu tun. Auf einem freien Rasenfleck hielt er lange Rast; dann, als die hereinbrechende Abend.kühle Sr. Lioba besorgt zum Aufbruch mahnen hieß, wies der Dichter noch auf das Stück Erde vor ihm und sagte: ,,Hier werde ich liegen, hier ist meine letzte Ruhestätte". Aber noch galt es die letzten Schranken des Irdischen niederzulegen. Die Freundschaft mit Weinheber, auf die Josef Nadler in seiner Weinheber-Biographie eingeht, war durch eine leichte Verstimmung vorübergehend getrübt; Christian Neumeier, dem gemeinsamen Bekannten, gelang von Wien aus der Brückensch1ag über eine Kluft, die zwischen den beiden in ihren Werken so nahe verwandten Dichtern aufgebrochen war. So kam es am 2. Juni 1943 in St. Veit zu einem länger schon geplanten versöhnlichen Wiedersehen der beiden Männer, die nahe vor ihrer Vollendung standen. Und es glomm nun auch gleich wieder jene Vertrautheit zwischen beiden auf, derer jede Freundschaft bedarf, um nicht erfrieren zu müssen. Jo'Sef Weinheber und dessen Gemahlin, die bis zum 4. Juni in St. Veit blieben, waren Gäste des Klosters, und der Dichter von ,,'Nien wörtlich" bot den Ordensfrauen zum Dank eine Lesung aus dieser seiner so köstlichen Schöpfung. Dann kam der Abschied - und der galt für immer. Der letzte Sommer war angebrochen. ,,Der Grundton von Heinrich Suso Waldecks körperlichen Leiden war so stark geworden, daß jenes Spiel geistiger Heiterkeit in seinem Antlitz kaum mehr Raum hatte", berichtet J. Würtz. Die sonst so heitere und freie Dichterstirne schien nun verschattet, und die ihn kannten und liebten, wußten, daß Su-so Waldeck sein großes Leben nur mehr in der Seele fü,hrte. Ein Gedicht noch auf das Fest Maria Himmelfahrt ringt er sich auf Drängen Pfarrer Scheureckers ab, dann setzt ein dornenrelicher Kranz langer Nächte voller Bangen, ohne Schlaf und Erquickung ein. Ungezählte Gebete 203

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