OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Mittel, die gelöstere Art des Vortrages, als vielmehr die besondere Tiefe und Eindringlichkeit der künstlerischen Menschenerfassung. In dieser Hinsicht erinnert unser Bildnis an das prächtige Selbstporträt Reiters vom Jahre 1873, eine Arbeit, die sich gleichfalls in der Galerie des oberösterreichischen Landesmuseums befindet. In diesem Werk deckt der Künstler mit schonungsloser Selbstbeobachtung den Kampf auf, der sich im eigenen Antlitz zwischen dem noch immer vorwärts¬ drängenden Geist und der langsam dem Alter nachgebenden Physis abspielt. Wir wissen, daß Reiter im letzten Jahrzehnt seines Lebens kaum mehr Portrátaufträge übernommen hat 2). Sollten es also Beziehungen persönlicher und freundschaftlicher Art gewesen sein, denen wir die Entstehung unseres Bild¬ nisses zu verdanken haben? Reiter selbst war, als er das Porträt Boués malte, bereits ein 65-Jähriger, ein Mann an der Schwelle des Greisenalters. So ist es die Begegnung zweier bedeutender, bis zur letzten Lebensreife vorgedrungener Menschen, die in dieser Arbeit ihren künstlerischen Niederschlag gefunden hat. Diese Atmosphäre der Reife, des Alters, der Weisheit und der Kontemplation ist es, die unser Bild zu einem menschlich-künstlerischen Dokument hohen Ranges macht. Sie sichert ihm jene eindringliche, schlechthin zwingende Wirkung, der sich kein Betrachter entziehen kann. Wilhelm Jenny (Linz) Schrifttum Autobiographie du Docteur médécin Ami Boué. Vienne Novembre 1879. 172 S. Catalogue des Oeuvres, Travaux, Mémoires et Notices du Dr. Ami Boué. Vienne 1876. 72 S. Franz Ritter v. Hauer: Zur Erinnerung an Dr. Ami Boué. Jahrbuch der k. k. Geologischen Reichsanstalt Bd 32 (1882) S. 1—6. Max Pfannenstiel: Wie trieb man vor hundert Jahren Geologie? 16. Anhang: Kurzer Lebenslauf von Ami Boué. Mitteilungen des Alpenländischen geologischen Vereines (Mit¬ teilungen der geologischen Gesellschaft in Wien) Bd 34, 1941 (Wien 1943) S. 121 —126. [Dort weiteres Schriftenverzeichnis.] Theodor Berger Zum 75. Geburtstag Theodor Berger, eine ausgeprägte Persönlichkeit in der Reihe der als Heimatforscher wirkenden Lehrer, wurde am 3. August 1875 in Schwand, Be¬ zirk Braunau, nahe dem Weilhart (Meier Helmbrechtshofgebiet) geboren. Schwand, eine der Tochterpfarren des altehrwürdigen Klosters Ranshofen, hatte aber für ihn nur eine mittelbare Bedeutung. Der Vater hatte dort eine Innviertler Arztenstochter aus Neukirchen an der Enknach geheiratet. Der junge Theodor selbst verlebte nur ein Kindheitsjahr in Schwand. Der Vater Joachim Berger entstammte dem Böhmerwalde. Er war Abkömmling einer Lehrerfamilie im einst deutschen Moldaulande. Verwandtschaft¬ 2) Vergleiche Otfried Kastner, Johann Baptist Reiter. In: Jahrbuch der Stadt Linz 1949 (Linz 1950) S. 113 ff. 182

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