OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter machen, um sich des Salzes zu versichern, wenigstens des Antheils, der bisher an das Herzogthum Warschau vertragsmäßig ist abgegeben worden. Sonst hat man noch bisher nicht die mindeste Spur, daß sie unsere Gränzen, die itzt stark mit unserem Militär besetzt werden, überschreiten wollen. Krakau wird vermutlich auch bald diese Gäste haben." Nun berichtet der Schreiber über die katastrophale Lage des Stiftes Tynitz bei Krakau und fährt dann wieder folgendermaßen fort: „Von der Redirate der Franzosen von Moskau ist etwas in den Zeitungen gemeldet worden, aber nur soviel als man durfte. Eine Piece ist im Umlauf, der Rückzug der Franzosen betitelt, diese detailiert bei nahe alles, noch habe ich sie nicht gesehen, sie ist ver¬ bothen, nur Bruchstücke erzählt man aus ihr. Napoleon der Gr. Kayser hielt sich über einen Monath in Moskau auf, weil 9 Theil der Stadt eingeäschert waren, und auf selbe alle Zufuhr von den R. abgeschnitten, so wurde der Mangel an Lebensmittel alle Tage größer, die Kleidung der Truppen zerissen, u. keine Mittel vorhanden, sie wieder zuergänzen. Um diesem Mangel abzuhelfen, wollte der Gr. Kayser einen andern Weg zurück zuziehen sich bahnen, näml mehr gegen Mittag, es wurde ihm aber dieses unmöglich gemacht, und er hatte keine andere Wahl, als auf der Straße, auf der er gekommen, zurück zukehren3). Anfänglich trug man auch Waffenstillstand an, Alex gab ihn nicht zu u. sagte: Hr Bruder itzt fang ich erst an. Der Rückzug wurde also angetreten, aber er sahe mehr einer Maschkerade gleich; denn jeder Soldat nahm um sich zu bedecken, alles was er konnte, Juden Mäntel, Kirchen Kleider, Weibskleider, Thierhäute, und dergleichen. Der Weg von Moskau bis Smolensk, 100 Meil, war auf 30 Meil in d. Breite verheert, weder Proviant, noch etwas von Furage anzutreffen, die Pferde wurden ermüdet, verloren ihre Kräfte, u. waren nicht mehr im Stande nach sich zu ziehen. Der Feind drang auf allen Seiten heran, und gestattete weder bei Tage noch zur Nachtzeit eine Ruhe. Nach vieler Mühe, und Verlust an Leuten, Pferde, Pagage, kam man endlich in der Gegend von Smolenz an, aber da war das Elend noch größer, ein entsetzlicher Frost begann*), die kraftlose Pferde fanden mit ihren Leuten wed Obdach noch Nahrung, sie fielen dem Tausend nach, die Cavallerie mußte zu Fuß gehen, die meisten Kanonen und Bagage mußte man im Stiche lassen, und höchst zufrieden seyn, daß man noch das Kostbarste retten, mit dem Fleisch der gefallenen Pferde den Hunger stillen, u. mit den Häuten derselben sich bedecken konnte. Aber noch nicht genug, das Übel wurde noch größer, der Feind besonders Kosacken mit allen nothwendigen an Speis und Trank, Kleidung, Pelze etc. verfehen flogen unaufhaltbar von allen Seiten, wie die Bremen auf sie zu. Frost, Kälte war so groß, der Hunger auf solche Grade, daß viele vor 3) Die Hauptarmee verließ mit Napoleon am 19. Oktober 1812 Moskau in südwestlicher Richtung. Napoleon wollte durch ein Täuschungsmanöver Kaluga vor dem russischen Heer unter Kutusow erreichen. Dieser hatte aber die Straße im Süden besetzt, Napoleon entschloß sich nun, nach Norden auszuweichen und auf der Straße, die er gekommen war, zurückzumarschieren. *) Die Kälte begann am 6. November 1812. Die Straßen wurden glatt und ein eisiger Nordwind brachte dichten Schneefall, so daß sich der Rückzug immer beschwerlicher gestaltete. 174

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