OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Übereinstimmung dieser drei wichtigen Grundmaße, die nur wegen der beschränkten Meßmöglichkeit um rund 1 Zoll schwanken, macht sie besonders geeignet, an ihnen nach dem vom ersten Baumeister verwendeten Fußmaße zusuchen. Falls das Fußmaß Roms, der pes romanum (rund 298 mm) verwendet worden wáre, würden obige Strecken 18 Fuß und 5 bis 6 Zoll ausmachen. Legt man jedoch den romanischen Fuß von Ufernoricum zugrunde, wie er zur Aufmes¬ sung von spätantiken Quadrafluren in Oberösterreich und Salzburg verwendet worden war (vermutlich 306,5 mm)2), dann verschwinden praktisch die Zolle bis etwa auf den Zoll, der auf die etwas schwankende Messung zurückgeführt werden kann, und der Mittelwürfel maß licht zwischen den Pfeilern und quer zwischen den Wänden einfach die runde Anzahl von 18 Fuß oder, noch einfacher und runder ausgedrückt, die Länge von drei ufernorischen Klaftern. Drei Raumwürfel zu je drei Klaftern Seitenlänge, die Pfeiler nicht mitgerechnet, zu erstellen, war demnach der einfache Grundgedanke des Baumeisters des Pfeiler- und Bogenbaues gewesen. Obige Beobachtung kann noch gleichsinnig ergänzt werden, wenn man die Höhe der höchsten Wandnische (Nr. 27 im nördlichen Ostfeld), die 431 cm mißt, nach „pes rom.“ und „pes nor.“ auszudrücken sucht. Diese Strecke ist das einemal nahe 14 Fuß und 5 Zoll, das anderemal so viel wie glatt 14 Fuß lang. Wieder sehen wir die Zolle, die die Zahl unrund machen, wegfallen und eine Vereinfachung platzgreifen, sobald das heimische Fußmaß jener Zeit in Rechnung gestellt wird. Man darf demnach vermuten, daß auch zur Zeit der Umgestaltung zur Nischen¬ kirche derselbe ufernorische Fuß in lebendigem Gebrauch gewesen war. Nach diesen Indizien ist die Verwendung des ufernorischen Fußmaßes für Neubau und Umbau, also für die ersten Jahrhunderte des Bestehens unseres Kleinods auf dem Martinsfelde wohl als erwiesen anzunehmen. Der antike ufernorische Fuß, der wahrscheinlich auf ein keltisches Urmaß zu¬ rückgeht, war in der Linzer Klafter bis ins 18. Jahrhundert in Gebrauch gewesen. Er war eben ein Stück der Köntinuumserscheinungen, die uns unmittelbar mit der Antike verbanden. Wegen seiner langen Geltungszeit von mindestens anderthalb Jahrtausenden ist das gefundene Maß allerdings nicht geeignet, eine Handhabe zur Datierung von St. Martin beizustellen. Nebenbei bestätigt diese kleine Unter¬ suchung mittelbar, daß das Quadrafußmaß aus den Katasterplänen richtig abge¬ leitet wurde, das umsomehr, als das neue Beweisstück in Form eines flurfremden Beleges beigebracht werden konnte. Franz Brosch (Linz) Ein Brief über Napoleons Rückzug 1812 Es wird wohl wenige Generationen geben, die für Briefe über Kriegs¬ geschehen ein solches Verständnis aufbringen, wie gerade unsere, die zwei Welt¬ kriege mitgemacht und unzählige Feldpostbriefe geschrieben und erhalten hat. 2) F. Brosch, Romanische Quadrafluren in Ufernoricum. (Jahrbuch des O. ö. Museal¬ vereines Bd 94, Linz 1949) 172

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