OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter sich der betreffende Besteller sein Denkmal, ähnlich wie dies für Epitaphien bezeugt ist (vergleiche Carinthia I, 1940, S. 368, 374), schon bei Lebzeiten anfertigen ließ, seine Nachfolger aber von seinem Auftrag entweder nichts wußten oder die An¬ bringung der Inschrift infolge geänderter Umstände unterließen, bezw. nicht mehr für nötig hielten. Der „Protestantentheorie“ widerspricht scheinbar die Tatsache, daß sich auch noch am Ende des 18., dann während des 19. und sogar noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts Eintragungen finden. Hiezu ist aber zu bedenken, daß sich die Auswirkungen des Toleranzpatentes (1781), das die Verfolgung der Protestanten beendete, erst allmählich einstellten und festgewurzelten Bräuchen ein Beharrungsvermögen innewohnt, durch das sie weit über die kulturhistorisch bedingte Notwendigkeit der Entstehung und Erhaltung derartiger Sitten als historische Überbleibsel in eine anders geartete neue Zeit hineinreichen. Das an dieser Stätte dargebrachte Speiseopfer bezeugt, daß das Felsgelände noch heute Einzelnen als eine Art von Seelen- und Totengefilde bekannt ist und sich hier eine uralt-zeitlose Überlieferung bis in unsere Tage fortsetzt. Die in Europa bisher bekannt gewordenen Gebiete, in denen sich Felsbilder und -inschriften fanden, sind wenig zahlreich. Die bekanntesten stellen die von O. Almgren untersuchten und von ihm auf Grund ausreichender Parallelen als „religiöse Urkunden“ erkannten skandinavischen Felsbilder der Bronzezeit dar3). Ihnen stehen gleichwertig die ebenfalls der Vorgeschichte angehörenden altitalischen Felsbilder und -inschriften der Val Camonica gegenüber, aus deren Bearbeitung durch F. Altheim und E. Trautmann *) wir einzelne Parallelen für unsere Traun¬ kirchner Inschriften heranziehen konnten. Welcher Zeit die mitteldeutschen Fels¬ bilder am Brunhildenstuhl bei Dürkheim angehören, steht noch nicht fest. Der Zeit der Glaubenskämpfe, also einem viel jüngeren Zeitraum, entstammen die Eintragungen an den Kärntner Hundskirchen und die etwas jüngeren Südtiroler Felsritzungen. An die Kärntner schließen sich zeitlich die Traunkirchner Fels¬ inschriften an. Durch sie wird der Brauch, solche Eintragungen anzubringen, bis in unsere unmittelbare Gegenwart herauf bezeugt und gerade darin scheint uns der Hauptwert des Traunkirchner Fundes für die österreichische Volkskunde zu liegen. *) O. Almgren, Nordische Felsbilder als religiöse Urkunden, Frankfurt a. M. 1934. 2) Altheim-Träutmann, Neue Felszeichnungen aus der Val Camonica 1938; ds. Vom Ursprung der Runen, 1938. 134

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2